Handlungsbedarf!
Im Alpensia Resort, wo etwa auch der Eiskanal oder das große Pressezentrum liegen, hat abends das Casino im Hotel Holiday Inn am längsten geöffnet. Aber auch dort fühlt man sich teils wie in einem Kuriositätenkabinett. Weil es so ziemlich das einzige Casino weltweit sein dürfte, das vor Mitternacht so menschenleer ist wie die Straßen um diese Zeit oder auch viel zu viele Tribünen bei diesen Spielen. Oder weil Mike von der amerikanischen NBC ein empörtes Kopfschütteln erntet, als er für sich und ein paar Freunde Wodka Orange bestellt: „ No! No Wodka!“
Mike deutet verblüfft auf die vier Absolut- Flaschen, gut sichtbar hinter dem Barkeeper fein säuberlich nebeneinanderstehend, und bekommt zu hören: „ Nur zur Dekoration . . . “
Einem Kuriositätenkabinett könnten auch die Ergebnisse der Speedrennen der Damen entstammen: Mit Ester Ledecka schnappte sich eine Tschechin, die eigentlich Snowboarderin ist, den Sieg im Super- G. Und Sofia Goggia holte die erste Olympia- Goldene in einer Damen- Abfahrt für Italien.
Dagegen ist die Serie von Jürgen Kriechbaum, der als Trainer bei seinen letzten vier Großereignissen über fünf Speed- Goldene gejubelt hatte, diesmal gerissen. Was nach dem bisherigen Saisonverlauf allerdings deutlich weniger überrascht als menschenleere Casinos. Genauso wenig wie die Tatsache, dass Österreichs Springer aus Pyeongchang erstmals seit 16 Jahren (!) ohne einer einzigen Olympia- Medaille abreisen.
Nach Ergebnissen wie der Mega- Pleite in der DamenAbfahrt oder der peinlichen Adler- Nullnummer können die Verantwortlichen des Skiverbandes nicht wegleugnen, dass in gewissen Bereichen Handlungsbedarf besteht. Und zwar in gar nicht so wenigen. Mit Springer- Chef Heinz Kuttin führte Sportdirektor Hans Pum bereits ein intensives Gespräch. Offizielle Stellungnahme: „ Es wird keine Schnellschüsse geben.“Eine Vertrauensbekundung hört sich anders an.
Ganz anders . . .