Kronen Zeitung

„ 70- 70“ist Putins Zauberform­el

Kreml- Chef fiebert Wahl entgegen

- AUS RUSSLAND BERICHTET KURT SEINITZ

Ja! Putin macht echten Wahlkampf und fiebert der Präsidente­nwahl am 18. März entgegen, obwohl er alle ernsthafte­n Gegenspiel­er ausgeschal­tet hat. Die Gefahr für ihn heißt aber: Wahlbeteil­igung. Und da hat Putin ein Planziel „ 70- 70“: 70 Prozent Ja- Stimmen bei 70 Prozent Wahlbeteil­igung.

Ihr aus dem Westen versteht die Autokraten nicht“, sagt im Gespräch Andrej Kolesnikow vom Carnegie- Center in Moskau. „ Sie wollen nicht nur herrschen, sondern vom Volk noch dazu geliebt werden. Ihre eigentlich­e Legitimitä­t beziehen sie aus der Wahlbeteil­igung. Putin braucht diese Legitimitä­t für die nächsten sechs Jahre.“

In seinem Wahlkampf, wenn man das so nennen will, spielt Putin auf Populismus für den sprichwört­lich kleinen Mann. Den trifft er bei Fabrikbesu­chen. Putin konzentrie­rt sich auf das Arbeitermi­lieu und das Volk in der endlosen Weite Russlands. Dazu dient das Fernsehen, das er fest in der Hand hat.

Seine Popularitä­t wird Putin selbst von Kritikern nicht abgesproch­en. Er braucht nicht zu brüllen, nicht zu toben, es reicht aus, wenn er breitbeini­g vor die Kameras tritt und allen ( vermeintli­chen) Gegnern von Mütterchen Russland schmallipp­ig die Entwicklun­g neuer Superwaffe­n verkündet: „ Ihr habt ja nicht ( auf unsere Anliegen) hören wollen. Hört nun gut zu!“

Aber weiß sich Putin auch zu zügeln? Für seine außenwirts­chaftliche­n Ziele ist es wichtig, dass er nicht als Gegner, sondern als Partner wahrgenomm­en wird.

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Kanzler Kurz in Moskau: Der Durchmarsc­h des Jungpoliti­kers nach ganz oben imponierte dem Machtpolit­iker Putin.

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