Geheime Kulte, Mythen, Visionen
Galerie Welz, Salzburg: Walter Pichler ( Sammlung J. Jung)
Er war einer der bedeutendsten Künstler am Ende des 20. Jahrhunderts, einer der faszinierendsten österreichischen Zeichner: Walter Pichler ( 1936 bis 2012), Visionär der Wiener Kunstszene, widmet die Galerie Welz in Salzburg eine eindrucksvolle Schau. Zeichnungen und Tempera aus der Sammlung Jochen Jung.
Er war ein großer Eigenbrötler, der zwar in den internationalen Museen und Ausstellungen präsent war, heute aber in Österreich viel zu wenig beachtet wird: Der Südtiroler Pichler, der an der Wiener „ Angewandten“studierte, erlebte nach seinen Aufenthalten in Paris, New York, Mexiko seinen Aufstieg. Nach der Ausstellung in Otto Mauers legendärer Galerie nächst St. Stephan ( gemeinsam mit Freund Hans Hollein) wurde er zur Biennale des Jeunes in Paris ebenso eingeladen wie ins Museum of Modern Art, New York, ins Wiener Museum des 20. Jahrhunderts, in die Albertina, ins Stedelijk Museum Amsterdam . . . Und er wurde Österreichs Star bei der documenta IV und VI in Kassel oder der Biennale von Venedig 1982.
Pichlers Zeichnungen sind begehrte Sammlerstücke – seine prachtvollen Skulpturen und Architekturen sind hingegen längst nicht mehr im Kunsthandel. Die mit Feingefühl ausgewählten Blätter der Sammlung Jochen Jung aus den Jahren 1970 bis 1992 zeigen Pichler in seinem mystischkultischen Denken, in der Welt seiner Assoziationen zu archaischen Objekten und Mythen – in Paris beschäftigte er sich mit urgeschichtlicher Skulptur – , in seinen Versuchen, die „ Architektur von den Zwängen des Bauens zu befreien“und „ die Skulptur aus den Zwängen erstarrter Abstraktion zu lösen“.
Berühmt wurde er 1967 mit Prototypen wie dem „ Tragbaren Wohnzimmer“oder dem „ Großen Raum“. Alle diese Vorstellungen bündelte er in seinem Architektur- und Skulpturenkonzept, in dem handwerkliche Spitzenqualität Grundbedingung war, für sein Haus in St. Martin an der Raab ( Bgld.). Eine sehenswerte Schau.