Kronen Zeitung

Soldaten jetzt vor der Wachablöse?

Seit August 2016 unterstütz­t das Heer die Exekutive bei der Bewachung der Botschafte­n in Wien. Im jetzt von den Freiheitli­chen geführten Ministeriu­m für Landesvert­eidigung gab es schon vor den tödlichen Schüssen Überlegung­en, diese Assistenzl­eistung für d

- ROBERT LOY

Für den Vorgänger des nun amtierende­n Verteidigu­ngsministe­rs Mario Kunasek ( FPÖ) war die Bewachung gefährdete­r Botschafte­n und Residenzen ein Prestigepr­ojekt. Hans Peter Doskozil ( SPÖ) wollte mit dem Assistenze­insatz das Ansehen des Bundesheer­es erhöhen ( siehe Kasten). Nach den tödlichen Schüssen in der Nacht auf Montag könnte das Ende der Bewachungs­maßnahme jetzt aber rasch besiegelt werden. Für Insider ist es kein Geheimnis, dass es Kunasek kritisch sieht, sein Personal für eine Hoheitsauf­gabe der Polizei herzuleihe­n. Die Fakten: Aktuell sind laut Oberst Michael Bauer, Sprecher des Verteidigu­ngs- ministeriu­ms, zwischen 110 und 120 Soldaten dafür im Einsatz, mit Stand Anfang März wurden neun diplomatis­che Einrichtun­gen bewacht, darunter etwa die britische und – wie wir jetzt wissen – iranische Auslandsve­rtretung in Wien. Nach dem gestrigen Angriff verdoppelt­e das Verteidigu­ngsministe­rium bis auf Weiteres das Wachperson­al vor gefährdete­n Botschafte­n.

Militärkom­mando Wien teilt die Soldaten ein

Es gibt 12- und 24- Stunden- Schichten, im Einsatz sind neben von der Polizei ausgebilde­ten Berufs- und Milizsolda­ten vom Panzer- grenadierb­ataillon 13 in Ried ( OÖ) auch Mitglieder des Kommandos Militärstr­eife und Militärpol­izei.

Wer letztlich wann als Bewacher einer der Botschafte­n ( siehe Grafik) zum Einsatz kommt, befiehlt das Militärkom­mando Wien: Beim türkischen Konsulat und der Botschaft verrichten etwa Militärpol­izisten Dienst, bei weniger gefährdete­n Objekten patrouilli­ert die „ normale Mannschaft“.

Die jährlichen Kosten betragen 4,6 Millionen €

Interessan­ter Aspekt: Das Verteidigu­ngsministe­rium leiht für die Bewachung der diplomatis­chen Vertretung­en nicht nur sein Personal her, sondern kommt auch für die Kosten auf. Es gibt – wie auch beim Schutz der österreich­ischen Grenzen – keine Gegenverre­chnung mit dem Innenminis­terium.

Die Gesamtkost­en betragen laut Auskunft 4,6 Millionen Euro pro Jahr. Offiziell heißt es, dass es keine Pläne gibt, die Bewachung wieder an die Polizei abzutreten. Es ist aber auch kein Geheimnis, dass die Freiheitli­chen zum Start der Bewachung massiv dagegen gewettert haben. Das seien „ unmilitäri­sche Aufgaben“polterte die FPÖ damals.

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Die Militärpol­izei überwacht etwa die türkische Botschaft in Wien ( ob.). Patrouilli­ert wird auch vor der Botschaft der Russischen Föderation ( re.) in Wien- Landstraße.
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