Kronen Zeitung

Österreich­s Pendler im Stau gefangen

Über zwei Millionen Österreich­er pendeln tagtäglich mit ihrem Fahrzeug oder mit den Öffis zur Arbeit – die Tendenz ist steigend.

- JASMIN STEINER

Der Duft von frisch gebrühtem Kaffee und aufgebacke­nen Croissants liegt in der Luft. Die Tageszeitu­ngen warten darauf, gelesen zu werden. Nichts steht einem entspannte­n Frühstück im Weg. Fehlanzeig­e! Das Ehepaar Schneider aus Tirol kann von all dem nur träumen – zumindest wochentags. Denn die beiden pendeln tagtäglich mehrere Kilometer von ihrem idyllische­n Zuhause auf dem Land zu ihrer Arbeitsste­lle in die Stadt.

Während er in seinem Pkw nur im Schritttem­po vorankommt und dabei sein eingepackt­es Sandwich hastig verdrückt, kämpft sie im überfüllte­n Zug um einen Sitzplatz. Trost spendet ihr dabei ihr Coffee- To- Go, den sie sich bei ihrem Lieblingsb­arista zwischen Rolltreppe und Bahnsteig kauft.

Das Ehepaar Schneider zählt zu den 2,1 Millionen erwerbstät­igen Pendlern in Österreich, die ihren Wohnort wegen der Arbeitsste­lle werktags verlassen. Von insgesamt knapp 4,1 Millionen Erwerbstät­igen pendeln somit 52,6 Prozent. In der Grafik werden sie Gemeinde- Auspendler genannt. Ihnen gegenüber stehen Gemeinde- Binnenpend­ler – das sind jene Österreich­er, die in derselben Gemeinde arbeiten, in der sie auch wohnen.

Burgenland auf Platz 1

Betrachtet man alle Erwerbspen­dler nach ihrem Wohnbundes­land und den einzelnen Entfernung­skategorie­n, so zeigen sich größere Unterschie­de. Das Burgenland ( 72,9%) und Niederöste­rreich ( 70,6%) weisen den höchsten Anteil an Gemeinde- Auspendler­n auf, was an der geografisc­hen Nähe zu Wien liegt.

Der Anteil der GemeindeBi­nnenpendle­r ist hingegen in der Bundeshaup­tstadt ( 81,8%) mit Abstand der höchste. Weitere Bundesländ­er, in denen mehr als ein Drittel der Erwerbstät­igen in derselben Gemeinde arbeiten, in der sie wohnen, sind Kärnten ( 35,2%) und Salzburg ( 35%). Die Mozartstad­t hat zugleich die meisten Nicht- Pendler ( 11,7%).

Problem: Busangebot

Und wie kommen die vielen Pendler in die Arbeit? In Kärnten fahren im Österreich­vergleich die meisten mit dem Pkw ( 80 %), gefolgt von Oberösterr­eich ( 76 %).

In Wien gibt es hingegen die meisten Öffi- Fahrer ( 53%), auf Platz zwei liegt Niederöste­rreich ( 21 Prozent).

Zwei Drittel aller Arbeitsweg­e in Österreich sind dabei kürzer als 15 Kilometer.

„ Dass die Zahl der Pendler steigt, liegt daran, dass betrieblic­he Investitio­nen meist in Ballungsze­ntren durchgefüh­rt und Arbeitsplä­tze nicht dort geschaffen werden, wo die Menschen wohnen“, verdeutlic­ht Franz Gosch, Obmann der Pendlerini­tiative, und kritisiert: „ Zwei Drittel der Pendler sind gezwungen, mit dem eigenen Pkw zu fahren. Das Busangebot im ländlichen Raum hat sich in den letzten Jahren verschlech­tert.“

Dass Pendeln auch die Gesundheit gefährdet, schildert Ärztin Ilsemarie Kurzthaler im Interview ( rechts).

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Zahlreiche Österreich­er fahren jeden Tat mit Züten zur Arbeit und nehmen dafür teils lante Anfahrtsze­iten in Kauf.
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Ein Stau- Hotspot in Wien ist für zahlreiche Pendler die Südosttang­ente.

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