Eingebildet
Wahnsinnig breit gefächert waren die Sympathien für Red Bull Salzburg österreichweit noch nie. Aber nach dem heroischen 2: 1 in Dortmund kamen doch einige dazu. Was nicht nur mit der Leistung zu tun hatte. Auch mit dem Auftreten. Vor allem mit jenem der Spieler. Statt der gewissen Selbstherrlichkeit und Selbstverständlichkeit, mit der man einst manche Erfolge zur Kenntnis genommen hatte, war ehrliche Freude zu spüren. Emotionen. Herzblut, wie es zum Fußballsport gehört.
Wobei beim Serienmeister immer noch zu viele – meist solche, denen gar nicht unbedingt Hauptrollen zuteil werden – zu oft eine gewisse Arroganz und Überheblichkeit an den Tag legen. Eingebildet wirken. Frei nach dem gedanklichen Motto: „ Wir sind Red Bull, wir sind sowieso was Besseres!“
Dabei passt das so gar nicht zur Philosophie, mit der der Dosenkonzern zu weltweitem Erfolg gelangte. Und schon gar nicht zu Firmengründer Didi Mateschitz, dem es fast peinlich zu sein scheint, falls er seinen Reichtum öffentlich zur Schau stellen soll. Wenn sich noch mehr Menschen im ganzen Klubumfeld ein Beispiel an seiner Bodenständigkeit nehmen, werden die Bullen auch weiter Sympathien gewinnen. Ganz unabhängig von Erfolg oder Misserfolg im morgigen Superhit. Wobei es auch dann noch ein verdammt weiter Weg ist zu jener Euphorie, die das Team von Austria Salzburg in den 90er- Jahren entfachte. Als ganz Österreich hinter den violetten Europacup- Helden Otto Konrad, Heimo Pfeifenberger & Co. stand. Wie ein Mann.