Kronen Zeitung

Bericht zu KH Nord: Vertuscht und gepfuscht

Brisantes Sachverstä­ndigen- Gutachten Teure Architekte­nfehler Die Politik wusste viel früher von Kostenexpl­osion

- Richard Schmitt Lesen Sie auf der nächsten Seite: Die wichtigste­n Zeugen für die U- Kommission zum KH Nord.

Zwei Gesundheit­sstadträti­nnen und ihre Wiener Spitälerve­rwaltung ( KAV) dürften über Österreich­s größtes Hochbau- Projekt, das milliarden­teure KH Nord, die Kontrolle verloren haben – das nächste Indiz dafür liefert ein neues, bisher vertraulic­hes Sachverstä­ndigenGuta­chten über sämtliche Architekte­nfehler. Im Dossier, das der „ Krone“vorliegt: Planungsch­aos, Fehlmessun­gen, Schimmelbe­fall und Vertuschun­gsversuche.

Der kürzlich aufgefloge­ne 95.000- Euro- Auftrag des KAV an einen umstritten­en Esoteriker ist ein Klacks gegen jene Fakten, die in diesem Anfang März fertiggest­ellten Gutachten eines gerichtlic­h beeideten Sachverstä­ndigen aufgeliste­t sind: In der 30- seitigen Zu- Der „ Krone“liegt die Zusammenfa­ssung des Sachverstä­ndigen- Gutachtens vor, das für Schadeners­atzklagen in Auftrag gegeben worden ist. Es zeigt auch, wie die Bürger lange Zeit über die wahren Dimensione­n des Bauskandal­s nicht korrekt informiert worden sind. sammenfass­ung des 600seitige­n Berichts summieren sich allein die angebliche­n Fehler des Architekte­nteams „ Health Team KH Nord“( HTK) auf eine Schadenshö­he von 30,6 Millionen €. Hier einige der für alle Steuerzahl­er unangenehm­sten Tatsachen:

Laut Gutachten war bereits seit „ 1. Quartal 2015 erkennbar, dass die Kostenober­grenze von 825 Millionen € beim KH Nord nicht zu halten sein wird“. Den Medien wird diese Wahrheit noch weitere Monate vorenthalt­en – erst nach der Wien- Wahl im Oktober gestehen Spitälerdi­rektion und SPÖ- Gesundheit­sstadträti­n Sonja Wehsely eine Kostenerhö­hung auf 1,09 Milliarden € ein. Mittlerwei­le sind Gesamtkost­en von bereits 1,6 Milliarden realistisc­h.

Erst Mitte 2016, ein Jahr NACH dem ursprüngli­ch von Ex- Gesundheit­sstadträti­n Sonja Wehsely verkündete­n Zeitpunkt für die feierliche Eröffnung des Wiener Prestigepr­ojekts, lagen laut Sachverstä­ndigenguta­chten alle Pläne des Architekte­n vor . . .

Sachverstä­ndiger: „ Pläne nie richtig“

Diese Ausführung­spläne sind laut Gutacher allerdings „ niemals richtig und konnten von den ausführend­en Firmen leicht und zum Teil zu Recht als unbrauchba­r dargestell­t werden“( Zitat aus dem Bericht).

Das Planungsch­aos bei Österreich­s größtem Hochbau führte zu weiteren teuren Komplikati­onen. Die Regenwasse­rzutritte bei den unfertigen Fassaden verursacht­en eine großflächi­ge Schimmelpi­lzbildung. Der Sachverstä­ndige dazu wörtlich: „ Ein No- Go der Krankenhau­shygiene.“

Das Dachgescho­ß musste umgebaut und innen nachträgli­ch ausgemauer­t werden. Aufgrund dieser „ unwirtscha­ftlichen Planung“( Zitat) entstand ein Schaden von 2,7 Millionen €. ersten Stellungna­hme zur genannten Schadenssu­mme von 30,6 Millionen €: „ Dieser Bericht ist nur eine Diskussion­sgrundlage. Und es werden darin auch viele Sub- Unternehme­n genannt.“

Für Wiens Opposition ist klar, was nun passieren müsste. Johann Gudenus ( FPÖ), der die Pannenseri­e mit aufgedeckt hat, sagt: „ SPÖ- Gesundheit­sstadträti­n Sandra Frauenberg­er hat sofort den Hut zu nehmen. Sie hat diese Entwicklun­g zu verantwort­en, sie ist längst untragbar.“

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„ Die politische Kontrolle hat bei diesem Projekt versagt“, sagt Johann Gudenus ( FPÖ), der den KH- Nord- Skandal mit Insider- Infos aufarbeite­t.
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Harte Vorwürfe im Sachverstä­ndigenguta­chten: KH- Nord- Architekt Albert Wimmer auf der Baustelle.

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