Kronen Zeitung

Mitreden, auch abseits der Wahl

Jeder Bürger kann bereits zum Entwurf vieler Gesetze seine Meinung sagen. Hat er damit die Chance, auch tatsächlic­h gehört zu werden?

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mitreden. Konkret läuft beim Sicherheit­spaket die sogenannte Begutachtu­ng noch bis 28. März.

Wie funktionie­rt das? Wenn neue Gesetzesvo­rschläge von Ministerie­n vorliegen, so waren früher vor allem Interessen­svertretun­gen zu Stellungna­hmen eingeladen. Diese Chance wurde auf den einzelnen Bürger erweitert. Das heißt: Während der mehrwöchig­en Begutachtu­ngsfrist kann jeder im Internet über die Website des Parlaments unverbindl­iche Vorschläge, Kritik und Bewertunge­n einbringen. Darüber hinaus ist es auch möglich, bereits vorliegend­en Stellungna­hmen zuzustimme­n. Per Mausklick ( Daumen hoch).

Was bewirken diese Äußerungen?

Sie helfen den Mandataren, die politische Stimmungsl­age einzufange­n. Ziel ist es, allen Bürgern die Beteiligun­g am demokratis­chen Prozess zu ermögliche­n. Mehr Beteiligun­g also, nicht nur alle paar Jahre bei Wahlen.

„ Die Meinung der Bürger hat ganz großen Stellenwer­t“, bekräftigt ÖVPKlubche­f August Wögin- ger. Es gibt die Chance, gehört zu werden. Immer wieder fließen Vorschläge in Gesetze ein! Warum ist ihm die Meinung der Menschen so wichtig? Wöginger war selbst Betriebsra­tsvorsitze­nder des Roten Kreuzes in Oberösterr­eich, kennt daher Probleme aus erster Hand. Ein Beispiel, wie sich Bürgerwüns­che in Gesetze ummünzen lassen? Spontan fällt ihm die Verlängeru­ng der Funktionsp­eriode der Betriebsrä­te auf fünf Jahre ein. Dieser Wunsch kam direkt von den Betroffene­n und hatte Erfolg.

Macht es Sinn, sich zu engagieren?

Doch nicht jedes Anliegen kann verwirklic­ht werden, stellt Wöginger klar. „ Man kann bei manchen Themen anderer Meinung sein. Das ist legitim. Aber wir wollen unser Regierungs­programm gemeinsam abarbeiten!“Was rät der frühere Bundeskanz­ler Christian Kern ( SPÖ) aufgrund seiner Erfahrung? Soll man zu Gesetzesvo­rschlägen seine Meinung sagen? „ Unbedingt. Für die SPÖ und für mich ganz persönlich ist das ein sehr wichtiges Mittel, um noch bessere Lösungen für die konkreten Probleme der Menschen zu erarbeiten, “versichert Kern.“

Und er erzählt aus seiner Regierungs­arbeit. Wie etwa die Abschaffun­g des Pflegeregr­esses ins Rollen kam. Zentraler Stein des Anstoßes war heftige Kritik, Regressfor­derungen könnten ganze Familien in die Armutsfall­e treiben. „ Diese Missstände flossen in den Gesetzesen­twurf natürlich mit ein, “so Kern. Und wie geht er nun als SPÖ- Klubchef mit Bürgerwüns­chen um? „ Sie sind enorm wichtiges Feedback, die unser Parlaments­klub stets auf dem Radar hat!“

Die Chance, mitzureden, lebt also. Es bleibt jedem Einzelnen überlassen, ob er sich zu einem geplanten Gesetz äußern will. Kritik anbringen, oder zustimmen mit Daumen hoch. Alles ist möglich. Auch die Hoffnung, vielleicht gehört zu werden.

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ÖVP- Klubchef August Wöginger: „ Bürgerwüns­che haben großen Stellenwer­t!“
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SPÖ- Klubchef Christian Kern: „ Bürgeranli­egen sind ein wichtiges Feedback!“

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