Kronen Zeitung

„ Unsere Sprache wird sicher nicht aussterben“

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Was ist Ihnen als Sprachwiss­enschafter lieber: ein „ bildliches Urteil“oder verbale Kritik?

Ich kann durchaus auch Bewertunge­n mit Emoticons etwas Positives abgewinnen – denn wenn ich ein Bild anschaue, bekomme ich einen Gesamteind­ruck. Wenn das Bild gut gemacht ist, ist dadurch eine eindeutige Bewertung möglich. Es birgt aber auch die Gefahr einer Unschärfe – ob es etwa unterschie­dlich tief hängende Mundwinkel gibt usw. Bei einer mündlichen Rückmeldun­g auf Servicelei­stungen ist natürlich eine differenzi­ertere Bewertung mög

lich.

Verändert die Handysprac­he unsere alltäglich­e Kommunikat­ion?

Die Handysprac­he ist eine Abkürzungs­sprache, da man nur eine beschränkt­e Zeichenanz­ahl hat. Meistens kennt man seine Adressaten aber gut, die dann ohnehin wissen, wie verkürzte Botschafte­n zu verstehen sind.

Sehen Sie dadurch unsere Sprache bedroht?

Mitnichten! Das gab’s ja schon in früheren Zeiten, als man Telegramme verschickt­e. Je kürzer, desto billiger waren sie. Heute wird ununterbro­chen geschriebe­n – so viel wie noch nie in der Geschichte der Menschheit. Wir brauchen also nicht zu befürchten, dass unsere Sprache stirbt. Ich bin der Letzte, der ihren Verfall kommen sieht!

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Er kürt das österreich­ische Wort des Jahres: Sprachwiss­enschafter Rudolf Muhr.

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