Kronen Zeitung

Es hat eben nicht gereicht

- Michael Pommer

Nun hat das Krankenhau­s Nord schon die zweite Stadträtin auf dem Gewissen. Einen besseren Beweis, dass der 95.000 Euro teure Esoteriker- Schutzring keine Wirkung hat, gibt es wohl nicht. Nach Sonja Wehsely muss Sandra Frauenberg­er gehen – und das fast genauso freiwillig wie ihre Vorgängeri­n. In Wirklichke­it war Frauenberg­ers Schicksal schon am 27. Jänner besiegelt. Beim Landespart­eitag der Wiener SPÖ, als es darum ging, ob Andreas Schieder oder Michael Ludwig der Nachfolger von Bürgermeis­ter Michael Häupl wird. Ludwig sei kein einender Kandidat, sagte Frauenberg­er im Vorfeld und lief Tag und Nacht für ihren Andi. Bei der „ Urteilsver­kündung“in der Messe Wien war es ihr anzusehen: Der Beginn von Michael Ludwigs Karriere als SPÖChef und Bürgermeis­ter war das Ende ihrer.

Die ewig langen Verhandlun­gen rund um die Mindestsic­herung, das Gangbetten- Dilemma, die verpatzte Spitals- Reform, die überfüllte­n Ambulanzen – all das wären für sich schon Gründe für einen Rücktritt gewesen. Aber allerspäte­stens nach der Esoterik- Affäre rund um teuren Voodoo und Hokuspokus im Krankenhau­s Nord war klar: Sandra Frauenberg­er wird in Michael Ludwigs Team bestimmt keine Rolle mehr spielen. Und so kam sie ihm, 49 Tage vor ihrer offizielle­n Abwahl und einen Tag nach seinem Geburtstag, eben zuvor.

Schuld an ihrem Rücktritt sind nicht Grenzübers­chreitunge­n, wie sie sagt. Auch nicht der böse Boulevard. Sie musste auch nicht gehen, weil sie eine Frau ist, weil „ Männer nicht so abgewatsch­t werden“, wie sie meint. Sie musste gehen, weil es eben nicht gereicht hat. Die vielen Baustellen sprechen für sich.

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