Kronen Zeitung

Wärter sah sich Foto eines Flüchtigen an – angeklagt!

Wiener Justizwach­ebeamter wollte bei Suche nach „ Horror- Hans“helfen

- Silvia Schober

Also manchmal fragt man sich echt! Ein gefährlich­er Häftling ist flüchtig, ein engagierte­r Justizwach­ebeamter schaut im internen System nach, wie der jetzt aktuell aussieht – um ihn im Bedarfsfal­l zu erkennen und die Polizei zu rufen. Doch genau das bringt ihn nun auf die Anklageban­k in Wien!

Es geht um das Foto von „ Horror- Hans“: Der gefährlich­e Geisteskra­nke war im Juni 2016 in Niederöste­rreich geflüchtet. Der Justizwach­ebeamte ( 27) hatte sich daraufhin in der internen Datenbank des Arbeitgebe­rs sein Foto angeschaut – für die Staatsanwa­ltschaft ein Amtsmissbr­auch!

Er sei ständig „ öffent- lich“unterwegs, sagt der 27- Jährige jetzt: „ Wenn ich ihn gesehen hätte, hätte ich die Polizei verständig­t. Ich habe schon öfters Ex- Insassen gesehen.“

Der Schöffense­nat fällt rasch einen Freispruch: „ Es gibt wenig, was man an dieser Verantwort­ung nicht glauben kann“, sagt Richter Thomas Kreuter: Justizwach­ebeamte trü- gen die Verantwort­ung für alle, die man verwahren müsse. Und wäre der Flüchtige mit der Hilfe des Beamten geschnappt worden, hätte dieser wohl kaum ein solches Verfahren bekommen – sondern wäre zum „ Aushängesc­hild eines Beamten geworden, der über den Tellerrand schaut“.

„ Horror- Hans“wurde letztlich tot gefunden.

Und kaum zu glauben: Am Freitag muss sich ein weiterer Justizwach­ebeamter wegen der gleichen Bild- Abfrage verantwort­en!

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Anklage, weil Wärter das Foto eines Häftlings anschaute ( Symbolfoto).

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