Die Gefahr unter der Erde Die meisten Alarme in Niederösterreich
Hunderte scharfe Fliegerbomben schlummern noch unentdeckt in Österreichs Böden: Im Frühjahr stoßen Bauarbeiter immer wieder auf gefährliche Weltkriegs- Relikte
8. November 2017: „ 250- Kilo- Fliegerbombe in Salzburg entdeckt.“22. Jänner 2018: „ Weltkriegsbombe legt Verkehr in Wien lahm.“
13. Februar 2018: „ Oberösterreichischer Baggerfahrer grub Fliegerbombe aus.“
März 2018: „ Drei Fliegerbomben binnen weniger Tage in Graz entschärft.“
Ein Blick in unser Archiv enthüllt, wie oft in Österreich „ Bombenalarm“gegeben werden muss. Denn noch immer schlummern in unseren Böden Hunderte scharfe Weltkriegsrelikte, die bei Berührung jederzeit in die Luft fliegen können!
Wie gefährlich die rostigen Höllenmaschinen noch heute sein können, wurde vielen erst im Jahr 2003 bewusst: Damals kamen bei einem missglückten Entschärfungsversuch in Salzburg zwei Entminungsexperten ums Leben.
Gerade jetzt, im Frühjahr, wenn das halbe Land umgegraben wird, stoßen Bauarbeiter immer wieder auf die teils Hunderte Kilo schweren Sprengmittel. Eine hochbrisante Angelegenheit, die dann eine „ Alarmkette“in Gang setzt: Die Polizei sperrt großräumig ab, Anwohner werden evakuiert, Heeres- Experten rücken an. Sie versuchen mit viel Todesmut und Fingerspitzengefühl, die Fundstücke zu bergen und danach zu entschärfen: Allein auf den Sprengplätzen des Bundesheeres in Großmittel und Allentsteig wurden 2017 16 Tonnen Kriegsmaterial vernichtet, 31- mal musste vor Ort gesprengt werden.
Im Bundesländervergleich gab es im Vorjahr die meisten Einsätze in Niederösterreich ( 498), danach folgt die Steiermark mit 146 Alarmmeldungen, und nach Oberösterreich musste der Entminungsdienst insgesamt 122- mal ausrücken.
Einer, der dabei stets kühlen Kopf bewahrt, ist Michael Haupt: Binnen einer Woche machte er in der steirischen Landeshauptstadt zwei Fliegerbomben unschädlich. Respekt habe er schon vor seiner Arbeit, sagt er, „ aber es sind auch nicht meine ersten Bomben“.
In Graz werden noch Dutzende Blindgänger in der Erde vermutet, in der roten Gefahrenzone liegen auch Wien, Linz und Salzburg.