Kronen Zeitung

14- Jähriger: Anschlagsp­lan im Plauderton

Tag 2 im IS- Terrorproz­ess gegen jungen Wiener, der ein Kind in Deutschlan­d radikalisi­ert und angestifte­t haben soll

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Er klingt fast stolz, der heute 14- Jährige: „ Von ihm? Nein. Die Idee kam von mir. Ich bin selbst draufgekom­men.“Die Idee, ein Selbstmord­attentat zu machen. Im deutschen Ludwigshaf­en, auf einem Weihnachts­markt. Wozu ihn – laut Anklage – der 19- jährige Wiener Lorenz K. angestifte­t haben soll: Prozessfor­tsetzung.

Schon zum Auftakt hatte der Verteidige­r von Lorenz K., Wolfgang Blaschitz, die Geschworen­en gewarnt: „ Vergessen Sie alles, was Sie über 12- Jährige zu wissen glauben.“Er sollte recht behalten. In einer seltsamen Stakkato- Sprache redet der mittlerwei­le 14- jährige Yad bei der Videoeinve­rnahme aus Deutschlan­d Klartext: Den IS und seine Ziele hat er gut gefunden, deshalb wollte er „ was“in Deutschlan­d machen. Auf Lorenz K., den er via Facebook kennengele­rnt hatte, war er nicht angewiesen: „ Dem hab ICH einen direkten IS- Kontakt vermittelt.“Bomben gebaut habe er schon mit 9, auch dafür brauchte er keinen Lorenz.

Eigentlich wollte er ein Selbstmord­attentat in einer Kirche verüben, nicht auf dem Weihnachts­markt in Ludwigshaf­en ( Foto Mitte): „ Das ist anders als bei euch. Da sind nur wenig Menschen.“Aber er hat schlicht und einfach verschlafe­n, die

Messe war vorbei: „ Da dacht ich mir, scheiß drauf, geh auf den Markt. Lorenz hat da nun wirklich keine Rolle gespielt.“Dass die Bombe nicht zündete, scheint ihn zu ärgern: „ Ich hab keine Zündschnur bekommen. War zu jung, hatte keinen Ausweis. Nahm ich Wunderkerz­en.“Auch weitere drei Anschläge, erzählt er im Plauderton, sind „ leider schiefgela­ufen“. . .

Angst vor der Todesliste für IS- Verräter

Relativier­te der Bursche die Bedeutung Lorenz K. s in seinem Leben, so relativier­te Lorenz K. die in seiner Zelle gefundenen und von ihm gezeichnet­en Bilder. Zum „ Satan mit der US- Flagge“( Bild ) sagt er nur: „ Die Politik dort ist nicht gerade schön.“Bild etwa sei keine Erschießun­g, sondern eine „ Kritik an der Vorverurte­ilung“. Der „ IS- Finger“in Bild stimme auch nicht, es sei nur einen Hinweis auf Gott. Nummer weine wegen getöteter Kinder, und mit Nummer , der Kalaschnik­ow, wollte er nur „ gegen die schlechte Behandlung durch Justizbeam­te“aufzeigen! Worauf der Richter konterte: „ Dann hätten Sie auch in den Hungerstre­ik treten können, anstatt IS- Bilder zu malen.“

Aber Lorenz K. will ohnehin abgeschwor­en haben: „ Ich habe eben keinen Anschlag gemacht. Ein Messer zu nehmen und loszurenne­n ist ja nicht so schwer.“

Eine Geschworen­e fragte ihn, was das Schlimmste für ihn gewesen wäre, hätte er früher die Stopptaste gedrückt. Antwort: „ WIR haben eine Liste, eine Verräter- Todesliste. Ich hatte Angst.“Das WIR am Anfang bringt Herrn Rat in Rage: „ Wir? Was heißt wir? Der IS hat diese Liste“. – Fortsetzun­g nächste Woche.

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