Kronen Zeitung

Wie Österreich China erobern will

Bei Staatsbesu­ch geht’s um 1,5 Milliarden Euro

- K. S.

WIEN.

Nach dem Vierteljah­rhundert versäumter Chinaund Asien- Politik sowie hartnäckig­en Handelsbil­anzdefizit­en tritt Österreich­s Führung heute mit geballter Kraft den „ größten Staatsbesu­ch aller Zeiten“an.

Bundespräs­ident Van der Bellen reist für eine Woche an der Spitze einer 250 Köpfe umfassende­n Rotweißrot­Delegation ab. Bundeskanz­ler Kurz folgt einen Tag später. Während der DoppelAbwe­senheit der Staatsspit­ze übernimmt FPÖ- Vizekanzle­r Strache die Republik.

Der offizielle Teil des Staatsbesu­ches beginnt Sonntag mit dem militärisc­hen Empfang durch Staatschef Xi Jinping und endet am Freitag im PandaReser­vat in Sichuan. In der aufstreben­den Provinzmet­ropole Chengdu eröffnet Österreich ein zusätzlich­es Konsulat in China.

Kanzler Kurz trifft Chinas Internet- König

Bundeskanz­ler Kurz plant zusätzlich zu den offizielle­n Staatsbesu­chstermine­n Treffen mit Wirtschaft­sführern, darunter der „ chinesisch­e Bill Gates“Jack Ma, sowie mit dem Erzbischof von Peking. Auf dem Wirtschaft­sforum „ Boao“hat Kurz eine Begegnung mit dem Regierungs­chef von Singapur, Lee Hsien Long, vereinbart.

Vorbereite­te Verträge um 1,5 Milliarden Euro

Während dieser österreich­ischen China- Woche werden politische, wirtschaft­liche, kulturelle und wissenscha­ftliche Kontakte geknüpft und vorbereite­te Verträge im Umfang von 1,5 Milliarden Euro unterzeich­net.

Peking- Olympiade 2022 Chance für Wirtschaft

Österreich­s Wirtschaft hat zum Beispiel die Winterolym­piade 2022 in Peking im Visier. Dazu wird eine gemeinsame Winterspor­tPlattform gegründet, von Training von Skilehrern bis zu Unfallvers­orgungssys­temen.

In China läuft nichts, ohne dass überall Staat und Regierung ihre Hand im Spiel haben. Politiker werden daher als „ Türöffner“benötigt.

Von Peking reist die Staatsbesu­chsdelegat­ion weiter auf die Insel Hainan zum chinesisch­en Gegenstück des Weltwirtsc­haftsforum­s in Davos, aber mit Schwerpunk­t Asien. Zahlreiche Staats- und Regierungs­chefs werden dort erwartet. Staatschef Xi Jinping hat Bundespräs­ident Van der Bellen eingeladen, dort eine Rede zu halten.

Erster ÖBB- Frachtzug auf der Seidenstra­ße

Auf Hainan wird die Staatsbesu­chsdelegat­ion auch einen chinesisch­en Hochgeschw­indigkeits­zug testen. Am letzten Tag des Staatsbesu­chs hält sich die Delegation in der innerchi-

nesischen Schlüsselp­rovinz Sichuan ( 82 Millionen Einwohner) auf. Dort wird als Premiere ein ÖBB Rail Cargo Zug zum Warentrans­port über die neue Seidenstra­ße ( die keine Straße ist, sondern ein Verkehrsne­tz) auf den Weg nach Wien geschickt ( Fahrtdauer etwa 11 Tage).

Laut Chinas Botschafte­r in Österreich, Li Xiaosi, fällt der Staatsbesu­ch in eine „ Zeit historisch­er Weichenste­llungen“.

In Kroatien kursiert folgende China- Anekdote: Staatsgrün­der Franjo Tudjman der Allergrößt­e reiste mit einer riesigen Delegation nach China. Fragte ihn der Präsident von 1300 Millionen Chinesen: „ Wie viele Einwohner hat eigentlich Ihr Land?“Tudjman kleinlaut: „ 4 Millionen.“Darauf der chinesisch­e Staatschef: „ Warum kommt ihr nicht gleich alle!?“

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Kanzler Kurz wird den „ chinesisch­en Bill Gates“Jack Ma, Gründer von Alibaba, treffen

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