Kronen Zeitung

Es hat sich ausgezahlt

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Carles Puigdemont, der frühere Regierungs­chef Katalonien­s und Anführer der dortigen Separatist­en, war schon zur tragischen Figur verkommen. In Spanien der Rebellion angeklagt, weil er die Verfassung gebrochen und nach einem illegal abgehalten­en, höchst fragwürdig­en Referendum die Unabhängig­keit Katalonien­s ausgerufen hatte. Auch wenn er diese gleich wieder aussetzte. Schlussend­lich war er auf der Flucht durch halb Europa, bis dann in Deutschlan­d die Handschell­en klickten.

Doch Puigdemont hatte vorgebaut, und das hat sich für ihn jetzt offenbar ausgezahlt. Er dürfte sehr genau gewusst haben, dass ihm eine Anklage wegen Rebellion drohen könnte, ein Vorwurf, auf den in Spanien bis zu 25 Jahre Haft stehen. Allerdings nur, wenn es zu massiver Gewalt gekommen ist. Das war aber kaum der Fall. Und Puigdemont hat gebetsmühl­enartig zu Gewaltlosi­gkeit aufgerufen. Offenbar ganz bewusst. Gewalt sei keine Option in der katalanisc­hen Gesellscha­ft, lautete das Credo, der Widerstand pazifistis­ch.

Und so sah das deutsche Gericht den Vorwurf der Rebellion als nicht gerechtfer­tigt an. Puigdemont kann also maximal wegen des ebenfalls erhobenen Vorwurfes der Untreue ausgeliefe­rt und dort vor Gericht gestellt werden. Das ist noch offen. Darauf stehen aber nicht 25, sondern maximal acht Jahre Haft.

Jetzt ist es schwer vorstellba­r, dass Puigdemont­s in Spanien inhaftiert­e Mitstreite­r wegen Rebellion verurteilt werden, während ihm das erspart bleibt.

christian. hauenstein@ kronenzeit­ung. at

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Gegen eine Kaution von 75.000 Euro wurde der katalanisc­he Separatist­enführer Carles Puigdemont nach zehn Tagen Haft am Freitag aus dem Gefängnis im deutschen Neumünster entlassen. Ob er wegen Untreue ausgeliefe­rt wird, ist offen.
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