„ Welt zusammengebrochen“ „ Die Lebensfreude wurde mir genommen“
Missbrauchsverdacht: Ex- Ski- Erfolgstrainer Kahr klagt wegen übler Nachrede
Im ersten Prozess ist er Kläger: Charly Kahr, ehemaliger Ski- Erfolgstrainer des ÖSV, klagte eine seiner „ Schützlinge“von einst wegen übler Nachrede. Ingrid Gfölner, heute Gutzwiller, hatte ihn in privaten Whatsapp- Nachrichten an Ski- Legende Annemarie Moser des sexuellen Missbrauchs beschuldigt. Das Verfahren in Bludenz ( Vbg.) ist Auftakt eines Prozessreigens . . .
Charly Kahr soll in den Jahren 1968 bis 1970 – also in der Zeit, als er Trainer der Damen- Ski- Nationalmannschaft gewesen ist –, blutjunge Rennfahrerinnen missbraucht haben. Als diese Vorwürfe erstmals auftauchten, war es Jahrhundert- Sportlerin Annemarie Moser- Pröll, die eine öffentliche Unterstützungserklärung für Kahr abgab: „ So lange ich im aktiven Rennsport mit dabei war, hat sich bei uns nichts zugetragen. Nicht das Geringste.“
Diese Zeilen waren für Ingrid Gfölner und ihren Mann Anlass, private Whats- app- Mitteilungen an Moser- Pröll zu senden. Tenor: Sie möge sich schämen, denn sie sei selbst Opfer gewesen. Mit knapp16.
Ingrid Gfölner war in der Saison 1968/ 69 mit „ Annamirl“in den Skiweltcup- Zirkus eingestiegen, teilte mit ihr ein Zimmer. Moser- Pröll hätte sich ihr „ unmittelbar danach“anvertraut: „ Sie sagte, es hätte weh getan“. Drei Missbrauchsversuche Kahrs an ihr selbst will Gfölner – die Ski- Legende Toni Sailer der Mittäterschaft bezichtigt – abwehren haben können.
Polterte Kahr- Anwalt Ainedter zu Prozessbeginn noch von einer „ entbehrlichen Debatte 50 Jahre später“, konterte Gegenanwalt Martin Mennel, dass die Nachrichten an Moser- Pröll „ vertraulich und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren.“Deshalb ist üble Nachrede Prozessinhalt, nicht Missbrauch. Den ermittelt die Staatsanwaltschaft Leoben ( Stmk.) – trotz Verjährung. Auch ein Medienprozess in Wien ist anhängig.
Für ihn, so Kahr in seiner Einvernahme, sei „ eine Welt zusammengebrochen. Ich hab eine wunderbare Familie, Enkelkinder. Ich habe weder jemanden geschändet, noch vergewaltigt, noch mit einem der Mädchen Sex gehabt. Ich habe auch nicht mit Toni Sailer so etwas getan! Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Annemarie so etwas gesagt hat. Wir waren Trainer zum Arbeiten, und nicht, um Spaß zu haben.“
Nach 7- stündiger Wartezeit spricht dann sie: Annemarie Moser- Pröll. Und wird emotional: „ Das ist unterste Schublade. Erstunken und erlogen. Mir steht es bis hier!“Die Hand zeigt in Mundhöhe. Dann, direkt zur einstigen Sportkollegin: „ Ihr braucht’s einen Kahr, eine Jahrhundert- Sportlerin und einen Sailer, der unter der Erde ist? Warum patzt ihr ihn an? Was ist in dich gefahren, Ingrid? Das ist nicht normal. Manchmal frag ich mich, ob ich neben all dem überhaupt noch Ski gefahren bin!“
Der Zorn weicht Bitterkeit: „ Seit den Whats- Apps schlaf ich schlecht. Mir wurde die Lebensfreude genommen.“– Urteil ausständig.
Jetzt ist die Me- TooDeBatte also auCh auf ÖsterreiCh üBergeerge sChwappt. Mit t SaChen, die 50 Jahre zurüCkliegen.
Manfred Ainedter, Annwalt von Charly Kahr r