Kronen Zeitung

„ Welt zusammenge­brochen“ „ Die Lebensfreu­de wurde mir genommen“

Missbrauch­sverdacht: Ex- Ski- Erfolgstra­iner Kahr klagt wegen übler Nachrede

- ChAntAl Dorn/ GAbrielA Gödel

Im ersten Prozess ist er Kläger: Charly Kahr, ehemaliger Ski- Erfolgstra­iner des ÖSV, klagte eine seiner „ Schützling­e“von einst wegen übler Nachrede. Ingrid Gfölner, heute Gutzwiller, hatte ihn in privaten Whatsapp- Nachrichte­n an Ski- Legende Annemarie Moser des sexuellen Missbrauch­s beschuldig­t. Das Verfahren in Bludenz ( Vbg.) ist Auftakt eines Prozessrei­gens . . .

Charly Kahr soll in den Jahren 1968 bis 1970 – also in der Zeit, als er Trainer der Damen- Ski- Nationalma­nnschaft gewesen ist –, blutjunge Rennfahrer­innen missbrauch­t haben. Als diese Vorwürfe erstmals auftauchte­n, war es Jahrhunder­t- Sportlerin Annemarie Moser- Pröll, die eine öffentlich­e Unterstütz­ungserklär­ung für Kahr abgab: „ So lange ich im aktiven Rennsport mit dabei war, hat sich bei uns nichts zugetragen. Nicht das Geringste.“

Diese Zeilen waren für Ingrid Gfölner und ihren Mann Anlass, private Whats- app- Mitteilung­en an Moser- Pröll zu senden. Tenor: Sie möge sich schämen, denn sie sei selbst Opfer gewesen. Mit knapp16.

Ingrid Gfölner war in der Saison 1968/ 69 mit „ Annamirl“in den Skiweltcup- Zirkus eingestieg­en, teilte mit ihr ein Zimmer. Moser- Pröll hätte sich ihr „ unmittelba­r danach“anvertraut: „ Sie sagte, es hätte weh getan“. Drei Missbrauch­sversuche Kahrs an ihr selbst will Gfölner – die Ski- Legende Toni Sailer der Mittätersc­haft bezichtigt – abwehren haben können.

Polterte Kahr- Anwalt Ainedter zu Prozessbeg­inn noch von einer „ entbehrlic­hen Debatte 50 Jahre später“, konterte Gegenanwal­t Martin Mennel, dass die Nachrichte­n an Moser- Pröll „ vertraulic­h und nicht für die Öffentlich­keit bestimmt waren.“Deshalb ist üble Nachrede Prozessinh­alt, nicht Missbrauch. Den ermittelt die Staatsanwa­ltschaft Leoben ( Stmk.) – trotz Verjährung. Auch ein Medienproz­ess in Wien ist anhängig.

Für ihn, so Kahr in seiner Einvernahm­e, sei „ eine Welt zusammenge­brochen. Ich hab eine wunderbare Familie, Enkelkinde­r. Ich habe weder jemanden geschändet, noch vergewalti­gt, noch mit einem der Mädchen Sex gehabt. Ich habe auch nicht mit Toni Sailer so etwas getan! Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Annemarie so etwas gesagt hat. Wir waren Trainer zum Arbeiten, und nicht, um Spaß zu haben.“

Nach 7- stündiger Wartezeit spricht dann sie: Annemarie Moser- Pröll. Und wird emotional: „ Das ist unterste Schublade. Erstunken und erlogen. Mir steht es bis hier!“Die Hand zeigt in Mundhöhe. Dann, direkt zur einstigen Sportkolle­gin: „ Ihr braucht’s einen Kahr, eine Jahrhunder­t- Sportlerin und einen Sailer, der unter der Erde ist? Warum patzt ihr ihn an? Was ist in dich gefahren, Ingrid? Das ist nicht normal. Manchmal frag ich mich, ob ich neben all dem überhaupt noch Ski gefahren bin!“

Der Zorn weicht Bitterkeit: „ Seit den Whats- Apps schlaf ich schlecht. Mir wurde die Lebensfreu­de genommen.“– Urteil ausständig.

Jetzt ist die Me- TooDeBatte also auCh auf ÖsterreiCh üBergeerge sChwappt. Mit t SaChen, die 50 Jahre zurüCklieg­en.

Manfred Ainedter, Annwalt von Charly Kahr r

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ChArly KAhr ( li.), Ex- SkitrAiner klAot Inorid Gfölner ( mit AnwAlt Mennel, Mitte). Die ehemAlioe SkirennlFu­ferin bezichtiot­e KAhr des MissbrAuch­s, Auch An SkiLeoende AnnemArie Moser- Pröll ( re.)
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