Ein verklärtes Bild
Winnie Mandela ist gestorben, und es wird ihr, wie bei Verstorbenen üblich, nur Gutes nachgesagt. Winnie Mandela war ja die Frau des in Südafrika 28 Jahre eingesperrten Nelson Mandela, der nach seiner Entlassung Präsident von Südafrika wurde, die Apartheid abschaffte und 1993 den Friedensnobelpreis erhielt. Das heute gebrachte Bild von Winnie Mandela ist aber ein mehr als verklärtes. Es wird verdrängt, dass sie nicht die seriöse Politikerin war, als die man sie heute darzustellen versucht. Obwohl mit dem Menschenrechtspreis der UN ausgezeichnet, wurde sie wegen Anstiftung zum Mord vor Gericht gestellt, schuldig gesprochen und zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Sie befürwortete öffentlich sogar Lynchmorde, und Mitglieder ihres Fußballclubs, die auch als ihre Leibwächter auftraten, tyrannisierten die Bewohner von Soweto, der schwarzen „ Township“vor den Toren Johannesburgs. Es wurde ihr auch der Vorwurf gemacht, die während der Haft ihres Mannes gebaute Luxusvilla in Soweto nicht nur mit den Tantiemen für ihr Buch, son- dern auch mit abgezweigten Spenden, die für ihren Mann und den ANC eingingen, bezahlt zu haben.
Im Jahr 1991 waren wir auch in Johannesburg unterwegs. In Begleitung einer schwarzen Angestellten der Stadtverwaltung von Soweto besuchten wir die „ Township“, ließen uns Hässliches und Schönes zeigen, erklären und erzählen. Dabei wurden wir auch auf die „ Mandela- Villa“aufmerksam gemacht mit dem Hinweis, der Villa aber besser nicht zu nahe zu kommen.
Das könne gefährlich für neugierige Besucher sein, da Frau Mandela sehr geübt im Steine werfen sei, erklärte uns die schwarze Begleiterin. Ganz in der Nähe der Mandela- Villa befand sich übrigens die Villa des ebenfalls mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten schwarzen Erzbischofs Desmond Tutu. Josef Höller, per E- Mail