Freiheit für Puigdemont?
Jetzt heißt es wirklich genau abwägen, was mehr zählt. Entweder ein geeintes, starkes Europa, das gleichwertig auf einer Ebene mit Russland, China und den USA steht und in weltpolitisch stürmischen Zeiten dementsprechend auftreten kann, oder ein in regionale Kleinstaatlerei zerfallendes Europa, das auch der 20. Unabhängigkeitsbewegung von links noch die Möglichkeit bietet, sich mit teils vollkommen absurden Vorstellungen zu präsentieren, um angestrebte Separationsbestrebungen schlussendlich auch tatsächlich zu verwirklichen.
Nun sitzt ein Separatistenführer aus Katalonien in einem deutschen Gefängnis und lässt seine Anhänger europaweit für dessen Freilassung demonstrieren. Dieser Mann möchte nicht mehr und nicht weniger als den Zerfall Spaniens – eines demokratischen und menschenrechtlich einwandfreien europäischen Staates, dessen Geschichte und Kultur viele Teile unserer Welt geprägt haben. Eines Staates, der Katalonien eine nie zuvor besessene kulturelle Autonomie gewährt hat und trotz aller Demokratie wohl nicht teilnahmslos seiner eigenen Demontage zusehen kann. Zu Recht besteht daher ein europäischer Haftbefehl und zu Recht müsste Herr Puigdemont an Spanien ausgeliefert werden, um für sein verantwortungsloses Vabanquespiel zulasten künftiger Generationen Rede und Antwort zu stehen.
Es liegt jetzt an den deutschen Richtern, inwieweit sie nachhaltige europäische Stabilität vor individuelle Freiheit reihen. Sollte Herr Puigdemont trotz europäischen Haftbefehls freigelassen werden, wäre dies ein ganz maßgeblicher Schritt europäischer Desintegration und würde den weiteren politischen Zerfall unseres Kontinents ganz wesentlich beschleunigen.