Drei Gutachten im Auftrag der Gläubiger sollen nun klären, wie die Millionen der Anleger so schnell verschwinden konnten
Anfang stand geschicktes Marketing: Man nehme den Stephansdom als Firmenlogo, nenne sich Wienwert, bucht Werbeminuten zur besten TV- Sendezeit, lädt Kunden als Sponsor des SK Rapid in den VIP- Club und sammelt so Geld von betuchten Anlegern, das angeblich „ grundbüchlich abgesichert“ist. Manche glaubten gar, die private Wienwert habe aufgrund ihres Namens etwas mit der Gemeinde zu tun.
Über 20 Anleihen wurden seit 2014 aufgelegt und an rund 900 Personen verkauft, die über 40 Millionen € bezahlten. Das Geld ist wohl weg. Rund ein Dutzend WienwertFirmen sind im Konkurs. Der Staatsanwalt ermittelt gegen die WienwertGründer Wolfgang Sedel- mayer, Nikos Bakirzoglu und Ex- Vorstand Stefan Gruze wegen des Verdachts der Untreue und Bilanzfälschung. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Die Herrschaften hatten Visionen. So war das Ziel, dass künftig 10% aller Neubau- Wohnungen in Wien von Wienwert gebaut werden sollten. So stand es zumindest in einem Bericht des Wirtschaftsprüfers PwC ( Price- Waterhouse- Cooper), der der Wienwert AG noch eine Fortführungsprognose stellte, als die Gesellschaft bereits hoch negatives Eigenkapital hatte.
Klotzen statt Kleckern war das Motto bei Wienwert. Obwohl die Gesellschaft nur einen Vorstand hatte, fuhren auch die Herrschaften des Aufsichtsrates teure Dienst- wägen. Für eine Weihnachtsfeier wurden einmal 20.000 € lockergemacht.
Kein Wunder, dass Anwälte und Konsumentenschützer die Klagskeule schwingen. Der Gläubigerausschuss ( Creditreform, KSV 1870 usw.) hat drei Gutachten bestellt, die wichtige Antworten für Insolvenz- Verfahren und Ermittlungen bringen sollen:
War die Gesellschaft nicht schon viel früher zahlungsunfähig? Ab wann?
Erfolgte der Verkauf der teuersten Liegenschaft ( Getreidemarkt 10) an die Hallmann- Gruppe marktkonform oder viel zu billig?
Stimmten die WienwertBilanzen ( Stichwort positive Fortführungsprognose)?
Eigenartig ist auch der Syndikatsvertrag zwischen der Bundespensionskasse und Wienwert, wonach die drei gemeinsamen Projektgesellschaften ( jeder hielt 50%) ins Eigentum der BPK übergehen, falls Herr Gruze nicht mehr Wienwert- Vorstand ist, was jetzt der Fall ist.