Die Baustellen bei der AMS- Reform
Viel Verbesserungspotenzial bei der Job- Vermittlung von gering Qualifizierten, Menschen über 50 Jahren, Flüchtlingen und Jungen.
Zwar läuft es auf dem Arbeitsmarkt dank des Wirtschaftsaufschwungs gut, geht es nach der Regierung, müsste es aber noch besser laufen. Kanzler und Vizekanzler haben zuletzt mit Kritik am Arbeitsmarktservice nicht gegeizt und die AMS- Chefs zum Rapport geladen. Das AMS- Budget für 2018 wurde gegenüber den Vorgaben der alten Regierung drastisch reduziert ( siehe rechte Grafik), vor allem weil die Aktion 20.000 ( geförderte Stellen für ältere Langzeitarbeitslose) ausgesetzt wurde. Bei der Job- Integration von Flüchtlingen spart man 50 Millionen Euro ein. Geplant ist aber auch eine Reform des AMS. Doch wo liegen die großen Probleme und Baustellen?
Schulungen: 731 Mio. € will das Arbeitsmarktservice heuer für Qualifikationsmaßnahmen vor allem für Arbeitslose ausgeben. „ Sehr wichtig ist zu schauen, welche Schulungen dazu beitragen, Menschen in Beschäfti- gung zu bringen“, sagt WifoArbeitsmarktexperte Helmut Mahringer. So brächten Kurse alleine für das Abfassen von Bewerbungsschreiben wenig. Aber gezielt eingesetzte, fachliche Schulungen verbessern die Jobchancen deutlich. Wichtig ist die Qualifizierung von Arbeitslosen, die nur die Pflichtschule absolviert haben. Bei ihnen ist die Arbeitslosenquote am stärksten gestiegen ( linke Grafik).
Ältere: Frühzeitig in Ruhestand zu gehen ist heute
nicht mehr so leicht möglich, bei Pensionsreformen wurde den Österreichern gesagt, dass sie öfter bis zum Regelpensionsalter arbeiten sollen. Folge des erschwerten Rentenzugangs ist, dass es jetzt zwar mehr Beschäftigte, aber auch viel mehr Arbeitslose über 50 Jahre gibt als früher. Mahringer: „ Hier sollte man AnreizSysteme für Unternehmen schaffen, die Mitarbeiter länger im Job halten, etwa über einen Bonus bei Sozialversicherungsbeiträgen.“
Jugendliche: 163 Mio. € investiert das AMS heuer in die überbetriebliche Lehrausbildung. Auf den ersten Blick hat sich die Situation entspannt: Österreichweit gibt es 5117 Lehrstellensuchende, denen 5059 offene Lehrstellen gegenüberstehen. Auf den zweiten Blick ist die Si- tuation weniger gut. Denn addiert man zu den Lehrstellensuchenden die Jugendlichen in AMS- Schulungen und jene, die in der Überbetrieblichen sind und auch gerne einen Lehrplatz in einem Betrieb hätten, fehlen 18.000 Lehrplätze in Unternehmen.
Flüchtlinge: Laut Sozialministerin Hartinger sollte sich das AMS bei dieser Zielgruppe künftig um Qualifizierung und Jobvermittlung kümmern und nicht etwa um Werte- Kurse. Laut Mahringer ist hier das Feststellen der richtigen Maßnahme für den Einzelfall extrem schwierig: „ Es gibt Leute, die haben schon etwas gelernt und brauchen nur einen Sprachkurs. Und es gibt welche, bei denen muss man inhaltlich weiterbilden und auch die sozialen Fertigkeiten verbessern.“
Ob das Streichen der Mittel für die Aktion 20.000 sinnvoll ist, kann für Mahringer erst nach Wirkungsanalysen beurteilt werden: „ Erhöhen Initiativen die Jobchancen, kann deren Finanzierung sogar zur Budgetentlastung beitragen.“