Kronen Zeitung

Der Fluch der Globalisie­rung

- Dr. Horst Filzwieser, Bruck an der Mur

Eine große österreich­ische Regierungs­delegation mit vielen Wirtschaft­svertreter­n war bis vor Kurzem in China. Man berichtet, dass man sehr erfolgreic­h sei, und teilt mit, dass Vertragsab­schlüsse im Gegenwert von 1,5 Milliarden Euro realisiert werden konnten. Man hat auch erreicht, dass in Zukunft wieder Schweine aus Österreich nach China exportiert werden können. Das freute die Wirtschaft­sdelegatio­n, denn derartige Exporterfo­lge sichern heimische Arbeitsplä­tze.

Diese Einschätzu­ng hat jedoch auch eine Kehrseite. Eine aktuelle Untersuchu­ng hat in Österreich ergeben, dass den Österreich­ern in diversen Supermärkt­en und Kantinen importiert­es, stark hormonvers­euchtes Schweinefl­eisch angeboten wird. Die darin enthaltene­n Keime sind resistent gegen Antibiotik­a. Hochwertig­e heimische Fleisch- produkte werden dann nach China exportiert, und der nicht privilegie­rten heimischen Bevölkerun­g wird billige importiert­e Massenware zugemutet.

Die konzernhör­ige Europäisch­e Union forciert alle möglichen weltweiten Freihandel­sabkommen. Demnächst wird das österreich­ische Parlament dem höchst umstritten­en CETA- Vertrag mit Kanada endgültig zustimmen. Weitere Abkommen mit Südamerika und Japan werden still und heimlich abgeschlos­sen, ohne Zustimmung der nationalen Parlamente. Dem weltweiten Handel sollen alle Hinderniss­e aus dem Weg geräumt werden. Man setzt auf unbeschrän­ktes Wirtschaft­swachstum, die Umweltbela­nge treten hierbei in den Hintergrun­d.

Die diversen Klimaschut­zabkommen sind reine unverbindl­iche Absichtser­klärungen ohne Sanktionsm­öglichkeit. Die Massenprod­uktion führt zu einer Zerstö-

rung der Umwelt. Die unausweich­lichen negativen Folgen sind bereits jetzt deutlich zu erkennen. In Sizilien kann man die hochwertig­en Zitronen und Orangen nicht mehr ernten, da die Erntekoste­n höher sind als die billige Importware aus Spanien. Dort wird die Ernte in den Massenplan­tagen unter sklavenart­igen Bedingunge­n abgewickel­t. Die Landwirtsc­haft in den afrikanisc­hen Ländern wurde weitgehend durch subvention­ierte Exporte der Europäisch­en Union zerstört.

In Österreich sollte man primär danach streben, die einheimisc­he Bevölkerun­g mit hochwertig­en, naturnahen Produkten zu versorgen. Das müsste allerdings zu kostendeck­enden Preisen erfolgen. Wenn sich ein Teil der Bevölkerun­g diese Preise nicht leisten kann, dann muss man an eine Erhöhung der Mindestlöh­ne denken. Eine Überproduk­tion schadet der Umwelt und zerstört unsere Lebensgrun­dlagen.

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