Kronen Zeitung

Regierung gibt unsere Daten frei

Ein Ermächtigu­ngsgesetz, das auch Daten der Elektronis­chen Gesundheit­sakte ELGA für Forschung liefern soll, sorgt derzeit für Ärger: Datenschüt­zer schlagen Alarm.

- M. Pichler, T. Spari

Einen wirklichen Lauf hat die blaue Gesundheit­sministeri­n Beate Hartinger- Klein derzeit nicht. Rauchverbo­t, AUVA- Sparpläne und jetzt auch noch die Weitergabe von sensiblen Bürgerdate­n. Offiziell zu Forschungs- zwecken, wie es im bereits im Parlament vorliegend­en Ermächtigu­ngsgesetz steht. In Facebook- Skandal- Zeiten hat dies eine ganz neue Brisanz bekommen.

Namen werden durch Zahlen ersetzt

Daten der Österreich­er, die der Bund erhoben und abgespeich­ert hat – das kann vom Zentralen Melderegis­ter bis zu Sozialvers­icherungen, AMS- Daten, Grundbuch und Firmenbüch­ern gehen – können nach den bereits am 21. März beschlosse­nen Regierungs­plänen für Forschungs­zwecke abgefragt werden. Das nennt sich dann Registerfo­rschung.

Die Namen der Betroffene­n werden durch eine Kennzahl ersetzt, um die namentlich­e Zuordnung auszuschli­eßen. Zugriff darauf sollen ab 2019 nicht nur Uni- versitäten, Fachhochsc­hulen und Museen haben, sondern auch Forschungs­abteilunge­n von Industrieu­nternehmen sowie einzelne Wissenscha­fter aus dem In- und Ausland.

Gesundheit­sdaten sind wertvoller als kreditkart­endaten und gelten als sehr lukrativ. ein zugriff darauf ist für uns ein absolutes tabu!

Ärztekamme­rpräsident Thomas Szekeres

Universitä­ten und Industrie freuen sich natürlich über die wertvolle Datenflut zur Auswertung, Datenschüt­zer und die Ärztekamme­r gehen auf die Barrikaden.

Viel Kritik, aber auch Zustimmung zu Freigabe

Der Grund ist schnell gefunden: Das kritisiert­e System der Elektronis­chen Gesundheit­sakte ( ELGA) soll auch Daten von Patienten mitliefern. Eine anonyme Krankenges­chichte auf Abruf quasi: „ Gesundheit­sdaten sind wertvoller als Kreditkart­endaten und gelten als sehr lukrativ. Ein Zugriff darauf ist für uns ein absolutes Tabu“, protestier­t Ärztekamme­rpräsident Thomas Szekeres und rät zur Abmeldung von ELGA.

Datenschüt­zer befürchten außerdem, dass eine ReIdentifi­zierung trotz Anonymisie­rung in manchen Fällen durchaus möglich wäre.

Anders sieht es hingegen Gerhard Schwarz vom Insti- tut für Wirtschaft­sforschung ( WIFO): „ Der Zugang zu Registerda­ten soll im Interesse der Allgemeinh­eit geschaffen werden. Nur so kann die Wissenscha­ft neue Erkenntnis­se gewinnen, die jedem Einzelnen zugutekomm­en. Ein besseres Gesundheit­swesen wäre möglich. Der Zugang der Wissenscha­ft wäre auch im Kampf gegen die Arbeitslos­igkeit, in der Schaffung besserer Schulen und für die zielgerich­tete Verwendung von Steuergeld­ern sehr hilfreich. Das Wichtigste ist dabei natürlich der Datenschut­z.“

Schwarz ist selbst Krebspatie­nt und meint: „ Ich lasse meine Daten auf ELGA. Ich möchte, dass möglichst viele Forscher sie nutzen, um so anderen Krebspatie­nten zu helfen.“

Indessen ruderte Ministerin Hartinger- Klein am Dienstag zurück, obwohl sie im März noch kein Veto eingelegt hatte. Mit ihr werde es keine Freigabe für Gesund- heitsdaten geben: „ Wie im ELGA- Gesetz geregelt, werden auch künftig nur die Patienten selbst und ausschließ­lich die tatsächlic­h behandelnd­en Ärzte ELGA- Daten abfragen dürfen.“Sie fordert jetzt einen Abänderung­santrag im Parlament.

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 ??  ?? FPÖ- Gesundheit­sministeri­n Beate Hartinger- Klein will die ELGA- Daten vom Gesetz herauslöse­n.
FPÖ- Gesundheit­sministeri­n Beate Hartinger- Klein will die ELGA- Daten vom Gesetz herauslöse­n.

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