Theater auf Speed
Edelboulevard am Volkstheater
Auch angesichts nahender Verhandlungen über ihren Weiterverbleib kämpft die Volkstheaterdirektion um Publikum: Demnächst zeigt man ein DavidBowie- Musical, und aktuell müht man sich um Peter Shaffers Boulevard- Perle „ Komödie im Dunkeln“. Der programmatische Rückgriff auf die Kammerspiele von vor 20 Jahren rechnet sich überraschend gut.
Der 2016 verstorbene Brite Shaffer war ein EdelBoulevardier, der das Genre in ungeahnte Höhenregionen führte: „ Amadeus“, ein Stück fesselnder Künstlerkolportage, bedient sich antihistorischer Gerüchte um die Ermordung Mozarts. „ Equus“ist das gelungene Paradoxon einer Boulevardtragödie mit psychiatrischem Einschlag. Die früher ( nämlich 1965) entstandene „ Komödie im Dunkeln“hingegen ist ein exzellenter Schwank, bestes Komödienhandwerk mit souveränen Verwicklungen und einem außergewöhnlichen Kunstgriff: Licht und Dunkel sind vertauscht. Das Ensemble agiert, als sähe es als Folge eines Stromausfalls nichts, steht aber im
grellen Scheinwerferlicht unter Beobachtung.
Für dieses Genre braucht es Routine im besten Sinn seitens der Regie und des Ensembles. Und das Volkstheater schlägt sich nicht übel. Was der bei Harald Schmidt erprobte Regisseur Christian Brey vorlegt, erinnert allerdings weniger an die Kammerspiele vor 20 als an die Kölner Millowitsch- Bühne vor 40 Jahren. Eineinhalb Stunden lang wird aufgedreht wie unter Speed. Das wird in der zweiten Hälfte mühsam, doch das Ende kommt zumindest für Thomas Frank, Sebastian Pass, Stefan Suske, Steffi Krautz und Nadine Quittner rechtzeitig, um einen gestandenen Publikumserfolg zu gewährleisten.