Emma – fünffach
Wien- Josefstadt: „ Madame Bovary“
Die über Jahre unvermeidlichen Romandramatisierungen beginnen sich dankenswert auszudünnen, an den Bühnen besinnt man sich wieder auf den Fundus alter und neuer Theaterliteratur. Die „ Josefstadt“aber hält mit Flauberts „ Madame Bovary“noch am Trend fest. Hätte sie sich das Unternehmen versagt, wäre der Verlust überschaubar gewesen.
Die Regisseurin Anna Bergmann, Direktorin in Karlsruhe, arbeitet beherzt an der der Frauenquote: An ihrem Haus inszenieren nur Regisseurinnen, die Mimi in „ La Bohème“hat sie schon verdoppelt, und nun operiert sie an der „ Josefstadt“mit gleich fünf Titeldarstellerinnen.
Maria Köstlinger, Bea Brocks, Therese Lohner, Silvia Meisterle und Ulli Fessl verkörpern dabei, unterschiedlich gefordert, auch die Lebens- und Sterbensstationen der Emma Bovary: Tolstois Karenina und Fontanes Effi Briest schwesterlich verbunden, büßt sie den Ausbruch aus der bürgerlichen Ehetristesse durch Giftselbstmord. Die Aufführung lässt sich nicht übel an.
Schauplatz ist ein dunkler Salon mit dem Klavier, dem bürgerlichen Statusinstrument, als einzigem Requisit. Die Texte sind dem Erzähler ( und nachmaligen Verführer) zugeordnet, die Schauspieler agieren als surrealistische Pantomimen. Da gewinnt noch Flauberts herrliche Sprache. Dann aber beginnen die Dialoge, und das Geschehen verflacht unter dem vergröbernden Einfluss der Mikroports zum banalfeministischen Hörspiel, Modell Karlsruhe. Inmitten platter Männerkarikaturen rettet die Haupt- Emma Maria Köstlinger, was zu retten ist: Ihr gelingt eine vielschichtige Frauengestalt, der auch abstoßende, hysterische Züge zugestanden werden.