Kronen Zeitung

Viel Jubel für Alagna

Wiener Staatsoper: Puccinis „ Turandot“

- Thomas Gabler

Gepflegtes Repertoire mit einigen Höhen, aber auch mit vielen Tiefen bescherte die erste Aufführung der neuen „ Turandot“- Serie. Marco Arturo Marellis Inszenieru­ng bleibt weiterhin sehr gewöhnungs­bedürftig, weil ohne Spannung, Gefühl und Zauber. Was eigentlich von Frédéric Chaslin musikalisc­h abgefedert werden könnte.

„ Turandot“= Lautstärke. Diese Gleichung hat sich Dirigent Frédéric Chaslin anscheinen­d bei dieser Wiederaufn­ahme zu eigen gemacht. Sein Puccini- Bild ist ein grelles, Effekte haschendes ( nicht effektvoll­es), derbes, kaum auf menschlich­e Regungen oder Gefühle zwischen den großen Auftritten eingehende­s. Chaslin bleibt strikt an der Partitur, aber er schafft kein Gemälde mit Nuancen, kein Ganzes, kein musikalisc­hes Weiterdenk­en, das Puccini in seinem letzten, unvollende­ten Werk so perfekt anklingen lässt.

Im Orchesterg­raben, im bestens disponiert­en Wiener Staatsoper­norchester, herrscht diesmal eine seltsame Einigkeit mit Chaslin. Grelles steht im Vordergrun­d, nur Kälte und weiter nichts. Das ist nicht immer zugunsten des Ensembles, denn das muss sich mitunter vehement den Klangmasse­n entgegenst­emmen. Am imponieren­dsten gelang das Roberto Alagna, der als Calaf in dieser Rolle am Haus debütierte und seine Wiener Fans erstaunte: packend seine Rufe nach der „ eisumgürte­ten“Prinzessin, beeindruck­end seine Höhen und die Helligkeit seines Tenors im bejubelten „ Nessun dorma“– mitsamt perfekter Gestaltung der Figur.

Zwölfte Aufführung – und Lise Lindstrom ist noch immer die kalte Prinzessin: die Höhen der Stimme passen, die Figur ( für Marellis banale Inszenieru­ng) auch, aber Rätsel birgt sie noch immer keines. Aleksandra Kurzak ( Liu), Wolfram Igor Derntl ( Altoum); Ryan Speedo Green ( Timur), Boaz Daniel ( Ping), Jinxu Xiahou ( Pang) und Leonardo Navarro ( Pong) zeigen stimmliche Qualitäten – trotz enormen, streng klingenden Unterbaus.

 ??  ?? Preziosen für die „ eisumgürte­te“Prinzessin: Lise Lindstrom mit Kunststoff- Ahnin vor dem großen Rätselrate­n im 2. Akt. Ein perfektes Puccini- Double in Marco Arturo Marellis biederer Inszenieru­ng: „ Calaf“Roberto Alagna, Rollendebü­tant.
Preziosen für die „ eisumgürte­te“Prinzessin: Lise Lindstrom mit Kunststoff- Ahnin vor dem großen Rätselrate­n im 2. Akt. Ein perfektes Puccini- Double in Marco Arturo Marellis biederer Inszenieru­ng: „ Calaf“Roberto Alagna, Rollendebü­tant.
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