Viel Jubel für Alagna
Wiener Staatsoper: Puccinis „ Turandot“
Gepflegtes Repertoire mit einigen Höhen, aber auch mit vielen Tiefen bescherte die erste Aufführung der neuen „ Turandot“- Serie. Marco Arturo Marellis Inszenierung bleibt weiterhin sehr gewöhnungsbedürftig, weil ohne Spannung, Gefühl und Zauber. Was eigentlich von Frédéric Chaslin musikalisch abgefedert werden könnte.
„ Turandot“= Lautstärke. Diese Gleichung hat sich Dirigent Frédéric Chaslin anscheinend bei dieser Wiederaufnahme zu eigen gemacht. Sein Puccini- Bild ist ein grelles, Effekte haschendes ( nicht effektvolles), derbes, kaum auf menschliche Regungen oder Gefühle zwischen den großen Auftritten eingehendes. Chaslin bleibt strikt an der Partitur, aber er schafft kein Gemälde mit Nuancen, kein Ganzes, kein musikalisches Weiterdenken, das Puccini in seinem letzten, unvollendeten Werk so perfekt anklingen lässt.
Im Orchestergraben, im bestens disponierten Wiener Staatsopernorchester, herrscht diesmal eine seltsame Einigkeit mit Chaslin. Grelles steht im Vordergrund, nur Kälte und weiter nichts. Das ist nicht immer zugunsten des Ensembles, denn das muss sich mitunter vehement den Klangmassen entgegenstemmen. Am imponierendsten gelang das Roberto Alagna, der als Calaf in dieser Rolle am Haus debütierte und seine Wiener Fans erstaunte: packend seine Rufe nach der „ eisumgürteten“Prinzessin, beeindruckend seine Höhen und die Helligkeit seines Tenors im bejubelten „ Nessun dorma“– mitsamt perfekter Gestaltung der Figur.
Zwölfte Aufführung – und Lise Lindstrom ist noch immer die kalte Prinzessin: die Höhen der Stimme passen, die Figur ( für Marellis banale Inszenierung) auch, aber Rätsel birgt sie noch immer keines. Aleksandra Kurzak ( Liu), Wolfram Igor Derntl ( Altoum); Ryan Speedo Green ( Timur), Boaz Daniel ( Ping), Jinxu Xiahou ( Pang) und Leonardo Navarro ( Pong) zeigen stimmliche Qualitäten – trotz enormen, streng klingenden Unterbaus.