Wissenschaft und realer Alltag
Natürlich ist es das übliche alte Spiel um Macht und Geld, wenn die Bundesländer jetzt gegen die geplanten Deutschklassen auf die Barrikaden steigen. Die mehr als 50 Stellungnahmen, die in der Begutachtung eingegangen sind, geben allerdings auch interessante und überraschende Einblicke. So begrüßen etwa – man höre und staune – die AHS- Lehrer den Vorstoß der Regierung. Das hat echten Seltenheitswert.
Die Kritik bezieht sich hauptsächlich auf die wissenschaftliche Erkenntnis, dass „ Integration nicht durch Separieren“, wie es auch Ex- Bildungsministerin Sonja Hammerschmid formuliert, funktioniert. Das mag sein, aber das bisherige Modell kann man auch nicht gerade als erfolgreich bezeichnen.
Und gerade Wien, wo die Frage der Zuwanderung am brennendsten ist und wo es die größten schulischen Probleme gibt, lehnt die Deutschklassen ab. Also will sie ablehnen, was aber gar nicht geht, sondern nur eine Menge Lärm macht. Gerade Wien, das einen hohen Anteil an außerordentlichen Schülern, also jenen, die nicht beurteilt werden, weil sie dem Unterricht nicht folgen können, hat, gerade Wien, das bei den Bildungsstandards im Österreich- Vergleich schlecht abschneidet, und gerade Wien, das den höchsten Anteil von Schülern in Privatschulen hat, sollte merken, dass es so nicht geht. Eigene Deutschklassen sind sicher kein Allheilmittel, und sie mögen der Wissenschaft ein Dorn im Auge sein, doch im realen Alltag sind sie ganz offensichtlich notwendig.