9 Jahre für „ verirrten Sohn“
Urteil im Wiener Terror- Prozess nach stundenlanger Beratung, nicht rechtskräftig
„ Ist mir doch scheißegal“, war die erste Reaktion von Lorenz K. ( 19), als er sein Urteil der Geschworenen im Wiener Terror- Prozess erfahren hat: Er muss für 9 Jahre ins Gefängnis. Für die Geschworenen stand nach mehr als siebenstündiger Beratung fest: Er ist nicht nur IS- Anhänger, sondern ein potentieller Attentäter.
„ Es war naiv zu glauben, dass man Gewalt mit Gewalt beantworten kann“, beschwört der jugendliche Angeklagte die Geschworenen zuvor noch. Gab zu, „ noch nicht komplett geheilt“zu sein, aber sich „ von dieser Ideologie“zu distanzieren.
Diese IS- Ideologie, die ihn auf die Anklagebank brachte. Diese Ideologie, die ihn einen 12- jährigen („ Kein Chorknabe, der geht nach der Schule auch nicht Ponyreiten“) in dessen Plänen unterstützen ließ, ein Bombenattentat auf den Ludwigshafener Weihnachtsmarkt zu verüben – das glücklicherweise scheiterte. Diese Ideologie, die ihn ein damals 15- jähriges Mädchen nach islamischen Recht heiraten ließ, um auch mit ihr Terrorakte zu planen. Ihr Vater durchforstete ihr Handy – Lorenz K. wurde festgenommen.
Die Ideologie und ob man sie aus Lorenz K. „ löschen“kann, war auch Thema der Schlussplädoyers. Der Ankläger verglich das De- Radikalisierungsprogramm mit einem „ Marathon. Er ist auf den ersten Kilometern.“
Verteidiger Wolfgang Blaschitz bat die Geschworenen, „ dem verirrten Sohn zu helfen“. Mit 9 von 15 möglichen Jahren wäre dies vielleicht möglich. Wenn da nicht die Reaktion des jungen Mannes wäre: „ Keine Ahnung, was Sie erwarten. Dass sich Leute da ändern. Sie wundern sich, dass solche Sachen passieren“. . .
Lorenz ist ein verirrter JugendliCher, der in die GesellsChAft resoziAlisiert werden muss. Er ist kein verlorener Sohn.
Wolfgang Blaschitz, Anwalt des angeklagten Jugendlichen