Kronen Zeitung

Firewall

- franziska. trost@kronenzeit­ung.at

Steinalt kommt man sich manchmal vor, wenn Teenager Einblick in ihre Internet- Welt gewähren. „ Musical. ly“gehört in seiner herzerfris­chenden Sinnlosigk­eit zu diesen Mysterien, für die man irgendwann einfach die Altersgren­ze nach oben überschrei­tet.

Ziel der App ist es, ein Video hochzulade­n, in dem man seine Lippen synchron zu einem Song bewegt und dabei möglichst Popstarmäß­ig in der Gegend herumhampe­lt. Also ungefähr so, wie wir es früher unter der Dusche oder mit der Haarbürste im stillen Kämmerlein gemacht haben – nur eben, wie so vieles heutzutage, in aller Öffentlich­keit. Das wäre ja an sich ein harmloser Spaß, würden sich nicht schon Kinder in sexy Posen auf „ musical.ly “räkeln. Und das macht sie zum Ziel von Perversen, für die ihre abstoßende Jagd im Internet immer leichter wird.

Eigentlich dürfte man sich erst ab 13 Jahren bei „ musical.ly“einloggen, kontrollie­rt wird das jedoch kaum. Das ist auch das Problem bei der Anhebung des Nutzungsal­ters für Whatsapp auf 16 Jahre. Der Messenger- Dienst gehört längst zum Alltag auch jüngerer Kinder. Stundenlan­g wird da in Gruppen gechattet, egal, ob man alle Mitglieder kennt oder nicht. Geheimniss­e und Fotos werden ausgetausc­ht – ohne darüber nachzudenk­en, dass man nur schwer zurückhole­n kann, was einmal in die ewigen Weiten des Internets geschickt wurde. Die Altersbesc­hränkung wird die Kids wenig kümmern. Bleiben doch die Eltern als sicherste Firewall, auch wenn sie sich alt dabei vorkommen.

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