Nach Diesel- Affäre Wirbel um Benziner
Produktionen gestoppt Lieferungen verzögert
Manipulierte Tests, Rückrufaktionen und sogar Fahrverbote stehen im Raum. Für den Diesel wird die Luft immer dünner. So wird sogar im einstigen „ Diesel- Land“Österreich immer öfter zu Autos mit Benzinmotoren gegriffen – ihr Anteil bei den Neuzulassungen steigerte sich von 42,5 Prozent im Vorjahr auf 52,1 Prozent im ersten Quartal 2018. Doch plötzlich stottert auch der Benziner: Einige Modelle sind von Produktionsstopps betroffen oder werden aus dem Sortiment genommen, andere können derzeit nicht bestellt werden. Sie packen die EU- Abgasnorm Euro 6c, die ab 1. September für neue Fahrzeuge in Kraft tritt, nicht. Prominentestes „ Opfer“: der 7er von BMW . . .
Für mehrere Monate soll die Produktion des Flaggschiffs mit Benzin- Motor ausgesetzt werden, bloß die Varianten mit Plug- in- Hybrid sind verfügbar. Auf dem Wiener Motorensymposium, auf dem am Donnerstag und Freitag die internationalen Experten des Motorenbaus zusammenkommen, wird der neue Achtzylinder- Benziner der Bayern vorgestellt.
Doch was ist mit dem Ottomotor los? Ab September wird die 6c- Norm mit dem neuen WLTP- Abgasprüfzyklus für alle Erstzulassungen Pflicht – und auch Benziner mit Direkteinspritzung dürfen dann nur noch ein Zehntel der bislang geduldeten Rußpartikel ausstoßen. Denn mit Einführung der Direkteinspritzung beim Benziner wurde nicht nur die Treibstoff- Menge in den Brennkammern des Motors kleiner, um den Verbrauch zu senken, sondern auch die verbrannten Teilchen aus dem Auspuff wurden kleiner. Womit sie leichter und tiefer in die Lunge vordringen können.
Filter wie beim Diesel
Die Lösung? Rußpartikelfilter, wie sie Dieselmotoren schon seit Jahren haben. Und zwar nicht nur bei Benzinern mit viel Hubraum wie dem 7er- BMW, sondern auch bei den kleinen – so rüstet VW den Dreizylinder beim up! GTI ebenfalls schon mit einem Filter aus.
Einige Hersteller gehen zur Einhaltung der neuen Norm aber eigene Wege: So wird z. B. bei Mazda ohne zusätzlichen Filter Euro 6c bzw. das noch strengere Euro 6d- Temp ( ab 2019 für Erstzulassungen, schon seit 2017 für neu typisierte Autos) erreicht. Die Japaner bauen – wie auch einige andere Hersteller – stattdessen neue Einspritzdüsen ein, verändern die Form des Brennraums und Einspritzdruck – so werden die Partikel gleich verbrannt.
Die Ingenieure sind also am Tüfteln. Und der Kunde am Grübeln – ist nach dem Diesel nun auch der Benziner eine Dreckschleuder? „ Es ist nicht auf einmal alles gefährlich“, so Prof. Dr. Bernhard Geringer, Leiter des Instituts für Fahrzeug
antriebe i der TU Wien, „ der bisherige Grenzwert war schon extrem niedrig.“
Doch was sind die Alternativen zu Diesel und Benzin? Wasserstoff ist noch zu teuer und entsprechende Tankstellen selten. Also ein Elektro- Auto, gefördert und ( lokal) emissionsfrei, oder ein Fahrzeug mit ErdgasAntrieb. Letzteres stößt ein Viertel weniger CO2 aus als ein Benziner, nahezu keinen Ruß – und damit ist auch die neue Norm kein Problem.