Eine Heldin im Verborgenen
In ihrem beeindruckenden Roman debüt erzählt LjubaArnautović die Geschichte ihrer Großmutter–ein Buch, das lange nachwirkt
Es gibt Geschichten, die ans Tageslicht drängen, die erzählt werden müssen. So ging es der Journalistin Ljuba Arnautović. Jahrelang hatte die Geschichte ihrer Großmutter in ihr „ gearbeitet“, wie sie im Interview erzählt – und ihr nun mit über 60 Jahren zu dem beeindruckenden Romandebüt „ Im Verborgenen“verholfen.
Man kann dankbar dafür sein – denn es ist nicht nur die Geschichte einer außergewöhnlichen Frau, sondern auch ein faszinierendes Stück Zeitgeschichte. Die 1901 in Wien geborene Genofeva Benes, von allen nur „ Tante Eva“genannt, ist aktive Kommunistin im roten Wien. Sie kommt ins Gefängnis, wird schwer gefol- tert, vermisst ihre Söhne, die nie oder erst Jahrzehnte später aus den „ Ferien in Russland“heimkehren sollen. Im Krieg führt sie ein leises, ruhiges Leben – und leistet doch Großes. In einer geheimen Kammer in ihrer Wohnung versteckt sie Juden und rettet ihnen so das Leben.
Unsentimental, in einer angenehm klaren Sprache erzählt Arnautović von dieser starken Frau, die nie an den zahlreichen Hürden des Lebens zerbrach. Und viel später, so erfährt man nebenher, sogar noch Österreichs älteste Jus- Studentin wurde.
„ Ich finde es gut, Geschichte zu vermitteln, indem man in das Leben ein- zelner Menschen blickt. Im Kleinen zeigt sich viel über das große Ganze“, so Arnautović. „ Natürlich wollte ich meiner Großmutter ein Denkmal setzen, wollte zeigen, dass Heldentum auch im Kleinen liegen kann. Sie hat sich zwar sicher nicht als Heldin gefühlt. Sie hat aber trotz Angst und Zweifel Ja gesagt, als man sie im Krieg um Hilfe bat – und genau in diesem Ja liegt der Unterschied zwischen den Anständigen und den anderen.“