Ein vielfältiger Diskurs
Wien Museum MUSA: Schau „ 1. Aufzug: Ein Wiener Diwan“( bis 1. Juli 2018)
Die Ausstellung „ Die 90er Jahre“zeigt im Wien Museum MUSA in drei aufeinanderfolgenden Aufzügen mit 255 Werken von 245 Künstlern ein Panorama der Wiener Kunstszene in noch nie da gewesener Breite. Eine Kunstschau, aber auch eine Dokumentation! In verschiedenen bildnerischen Medien werden Fragestellungen zu Politik, Vergangenheitsaufarbeitung, Umwelt, Xenophobie und Gender dabei ebenso verhandelt wie Kitsch und Ironie.
Angesichts der Auflösung des Ostblocks 1989 und des Krieges in Ex- Jugoslawien wurde in den 90ern die Debatte über das Ende der Geschichte ausgelöst: Im Jahrzehnt davor war diese Debatte durch Hans Beltings Behauptung vom Ende der Kunstgeschichte losgetreten worden.
Künstler, die aus dem Nahen Osten oder noch weiterer Ferne nach Wien kamen, brachten neue Themen aus ihren Kulturkreisen ein und trugen damit zur Bereicherung der Kunstszene bei. Den vielfältigen Diskurs der Künstler untereinander sieht man als einen neuen, lebendigen „ Wiener Di- wan“. Im Gegensatz zum Hype der „ Neuen Wilden“folgt die Malerei ab 1990 in Wien nicht mehr simplen Zuteilungen.
Kurt Kocherscheidt kam spät bei der documenta IX ( 1992) zu Ehren, Siegfried Anzinger setzte sich parallel mit Objektkunst auseinander. Neben abstrakten Stars wie Erwin Bohatsch, Herbert Brandl und Hubert Scheibl durchbrechen, noch wenig beachtet, Martha Jungwirth und Edith Spira die männliche Dominanz in der Malerei.
Dazu ist Zeichnen im Großformat wie im Raum ( Barbara Eichhorn) gefragt. Auch postkoloniale Untersuchungen ( Lisl Pongers Fotoserien zum Thema „ Fremdes Wien“) waren unter Künstlern Thema.
Der „ 2. Aufzug – Subversive Imaginationen“startet am 12. Juli 2018.