Kronen Zeitung

Wenn der Blinddarm Ärger macht

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Mir tuat mei Blinddarm weh“, sagte Herr Gustav Z. zum Bezirksric­hter. „ I bin nimmer der Jüngste, und jetzt gspür i eahm manchmal. Der Doktor hat gsagt, wann i eahm außenehma lass, is net schlecht, wann i eahm drinn lass, aa net, weil er is net entzunden. A Blinddarm in mein Alter tuat halt manchmal weh, damit ma waß, dass er no da is.

Na, neilich geh i spaziern, begegnet ma der Professor Schneiderl, a Chirurg. Auch nicht mehr der Jüngste, er hat ma vur zwanzg Jahr amal an Leistenbru­ch operiert, aber is no immer aktiv, die Ärzte hörn ja nie auf.

Na, er fragt mi, wias ma geht, sag i: , Ganz guat, der Blinddarm tuat ma manchmal weh.‘ – , Ah‘, hat er gsagt, , in Ihrem Alter, da mach ich mir keine Sorgen.‘

, Ja‘, sag i, , Herr Professor, wann Ihna der Blinddarm weh tatert, machert i mir aa kane Surgn. Mir wars aber scho liaber, wann er heraußt war.‘

, Na, guat‘, hat er zu mir gsagt. , Dann kommen S halt zu mir in die Klinik, ich nehm ihn heraus. Für Sie hab ich sogar ein Einzelzimm­er.‘

Jetzt war i natürlich beeindruck­t und hab eahm sofort auf a Glaserl Wein und a gutes Essn eingladn.

Na, mir sitzn beim Heurichn, bestellt se der Professor an Bückling. , Wissn Sie‘, hat er gsagt, , dass die Bücklinge alle Vitamine haben, die ein Mensch braucht? Wenn ein Bückling ein Mensch wäre, würde er überhaupt keine Vitamine brauchen. Ein Bückling würde nie einen Bückling essen, weil er als Bückling sowieso alles hat, was ein Bückling braucht. Allerdings nur die Rogner, die Milchner net. Is das ein Rogner?‘

Bei diesen Worten hat er den Fisch an Schnitt übern Bauch gmacht, der was von der Oberkieme bis zum Schwaf ganga is.

, I glaub, es is ein Rogner‘, hat er gsagt. , Ich seh es net so genau. Wenn es ein Rogner ist, nehm ich ihm jetzt den Rogen heraus, den Eierstock, und pass auf auf mein Steirerroc­k, damit i mi net anpatz. Sagn S, bin i jetzt mit dem Messer im Eierstock, oder hab i vielleicht an Milchner unterm Skalpell? Ich seh es net so genau.‘

Wia i gsehn hab, der Schneiderl schneidt an den Bückling umadum wia an aner Wasserleic­h, hab i mi mit an Bückling verabschie­det und bin ganga.

Bis heut tuat ma mei Blinddarm nimmer weh. Mir kummt fast vur, er hat a Angst, dass er vom Professor Schneiderl operiert wird.“

Der eingeladen­e Professor hatte die Zeche nicht bezahlt. Der Wirt zog seine Klage zurück.

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