Kronen Zeitung

Kurzschlus­shandlung

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Neilich

bin i in an Wald spaziern ganga“, berichtete Herr A. dem Bezirksric­hter. „ Und wia i so in demWald spaziern geh, kummt ma a Mann mit aner Holzhackn entgegen. I hab der Sache vorerst keine Bedeutung beigemesse­n, weil a Mann mit aner Holzhackn in an Wald was ganz Natürliche­s is. Wamma der Mann zum Beispül woanders begegnet war, sag ma, dass er im Theater nebn mir gsessn war mit der Holzhackn, hätt i der Sache mehr Bedeutung beigemesse­n; aber in an Wald, ja mein Gott, warum soll denn da net aner mit aner Holzhackn geh.

Gleich darauf is aber des Fürchterli­che passiert. Der Mann is zu an Bankl hinganga und hat des Bankl mit der Holzhackn zsammghaut. , Was machn S denn da?‘, hab i zu eahm gsagt. Mant er: , Auf dem Bankl hab i mei Frau kennaglern­t, und jetzt hats mi schmählich verlassen. Drum hau i jetzt des Bankl zsamm, kosts, was wüll, i zahl a jede Straf, aber i wüll an de schönen Stunden, de was i da mit meiner Frau verbracht hab, net erinnert werdn.‘

Wia i gsehn hab, der Mann is a Narr, wollt i eahm scho in Arm falln, aber an Menschn mit aner Holzhackn im Arm falln, is net so einfach, so was kann an in Arm kosten, drum hab i nur beruhigend auf eahm eingredt und hab gsagt, er soll doch kan Bledsinn machen, am einfachstn is, wann er den Wald nimmer betritt.

, Ja fräule, was denn‘, hat er gsagt und hat an Bam nebn dem Bankl zum Umhackn angfangt. , I fahr da jedn Tag durch, wann i von der Arbeit hamfahr, weil des für mi a Oh- schneider is; jetzt hau i den Bam um, weil da hab i a Herzl mit unsern Monogramme­n eingeritzt, den wüll i aa nim- mer sehn. I bin nur froh, dass i damals an sehr jungen Bam gnumma hab, mei Frau wollt ja des Herzerl in aner uralten Eiche habn. Na, da hätt i jetzt genug ztuan. Achtung, ausweichen! Jetzt kummt no de Staudn dran, da is mei Frau immer auf die kleine Seite ganga, mir werdn die Augn feucht, wann i dran denk. Halt, da kummt no aner! Der wüll ma helfn?‘ Wia i gsehn hab, a Fremder kummt und hülft dem Narrischen, das Zerstörung­swerk zu beenden, bin i sofort auf de Polizei grennt. I glaub, sunst gaberts gar kan Wald mehr, der Ehemann is ja durch den ganzn Wald an sei Frau erinnert wurdn.“

Der Fremde, ein Tourist, wurde, ebenso wie der verlassene Ehemann, zu einer hohen Geldstrafe verurteilt.

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