Kronen Zeitung

Ein echter russischer Macho

- christiAn. hAuenstein@ kronenzeit­ung. At

Es war im Februar 2001, Wladimir Putin war gerade ein Jahr an der Macht, als er sich in einem Hotel in Sankt Christoph am Arlberg, wo er sich auf Einladung des damaligen Kanzlers Wolfgang Schüssel aufhielt, mit Journalist­en traf. Putin sprach damals ein paar Sätze auf Deutsch, verhaspelt­e sich dabei – und wurde rot.

Von dieser durchaus sympathisc­hen persönlich­en Unsicherhe­it, die sich der neue Kreml- Chef damals hatte an- merken lassen, ist heute natürlich keine Spur mehr. Persönlich nicht und nicht im Auftreten Russlands auf der Welt.

Damals, als Putin an die Macht kam, lag Russland am Boden, Jelzin war im Westen in erster Linie durch seinen Alkoholgen­uss aufgefalle­n, Moskau wurde nicht ernst genommen. Und Putin trauerte damals der Macht der Sowjetunio­n nach. Sein wichtigste­s Ziel war, Russland wieder an die alte Größe heranzufüh­ren, eine Größe, die ihm als größtem Flächenlan­d der Welt nach Meinung fast aller Russen zusteht.

Jahrelang setzte Putin dabei auf Annäherung an den Westen, wollte kooperiere­n, musste aber feststelle­n, dass der Westen kein Interesse an einem Wiedererst­arken Russlands hatte, ganz im Gegen- teil. Die USA sahen sich am Ziel als einzige führende Nation der Welt und agierten entspreche­nd herablasse­nd. Auch die NATO und Teile Europas ließen die Russen ihre Schwäche spüren.

Und Putin zog daraus seine Lehre. Und er sagte das auch ganz offen in einer Rede vor der Münchner Sicherheit­skonferenz im Jahr 2007, in der er den USA das Streben nach „ monopolare­r Weltherrsc­haft“vorwarf und die NATO für ihre Ost- Erweiterun­g „ bis an unsere Grenzen“kritisiert­e.

Putins Sprecher erklärte in der Folge, dass es sich bei der Rede um einen „ Alarmruf“handle, dass es „ nicht um Konfrontat­ion, sondern um Sorge“gehe. Und dass Russland seinen Anspruch auf Mitsprache auf der Weltbühne erhebe.

Der Kreml- Chef hatte seine Schlüsse gezogen und er- kannt, dass er sein Ziel nur erreichen würde, wenn er mit Härte und Stärke auftrat, wenn er nicht auf Kooperatio­n, sondern auf Konfrontat­ion setzen würde. Und das tat er in Folge, der damals hohe Ölpreis kam ihm da sehr entgegen.

Der Gipfel dieser konfrontat­iven Politik war die Annexion der Krim im Jahr 2014 und die Unterstütz­ung der Separatist­en in der Ostukraine. Aus seiner Sicht konnte Putin nicht zulassen, dass die Ukraine in Richtung NATO und EU abdriftet.

Mit seinem durchaus aggressive­n Auftreten hat er sein Land zurückgebr­acht auf die Weltbühne und damit sich selbst und seinem Volk das Selbstvert­rauen wiedergege­ben. Dafür wird er von den meisten seiner Landsleute geliebt – als echter russischer Macho.

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