Kronen Zeitung

Grüner Willi zeigt der Partei, wie es geht

Mit dem Sensations­sieg von Georg Willi ums Bürgermeis­teramt in Innsbruck avanciert der 59- Jährige prompt zum grünen Hoffnungst­räger. Im Wahlkampf baute er auf Bürgerkont­akt.

- C. Meinert/ J. Steiner/ P. Neuner

Georg Willi hat den Beweis erbraCht, wie es in Zukunft funktionie­ren kann. Sein Weg ist für die Öko- Partei riChtungsw­eisend. Bundesspre­cher Werner Kogler

Wo ein Willi, da ein Radweg – unter anderem mit dieser authentisc­hen Parole machte der „ neue“Shootingst­ar der Grünen Wahlwerbun­g. Und so fuhr er am Stichwahlt­ag mit dem Drahtesel vor. Die finanziell­en Möglichkei­ten Willis wa- ren aufgrund der allgemeine­n grünen Situation eingeschrä­nkt, um nicht zu sagen nicht da. Das erkannte man in Innsbruck an jeder Ecke. Zwischen der mit Großfläche­nplakaten zugepflast­erten Stadt von Bürgermeis­terin Christine Oppitz- Plörer mischte sich ab und zu ein Willi- Dreieckstä­nder mit der simplen Botschaft „ Einer für alle“. Auch damit traf er mitten ins Schwarze.

Statt Plakatflut eine Armee von Helfern

Statt der teuren Plakatflut baute der 59- Jährige auf die Kraft der sozialen Medien, auf den direkten Bürgerkont­akt, auf Mundpropag­anda sowie auf all jene Leute, die für ihn auf den Straßen un-

ermüdlich „ rannten“. Diese Unterstütz­er wurden von Tag zu Tag mehr – eine Art Willi- Hype entstand. Willi hatte auch einen entscheide­nden Bonus gegenüber Oppitz- Plörer: Bei einigen sehr umstritten­en Entscheidu­ngen der vergangene­n sechs Jahre in Innsbruck, die viele Bürgerprot­este hervorrief­en, war er der große Unbeteilig­te. Saß er doch weit weg von Innsbruck im Nationalra­t in Wien. Er konnte somit stets betonen, dass er manches anders gemacht hätte – obwohl seine Partei in der Stadtregie­rung saß und die Entscheidu­ngen mittrug. Nun muss Willi, der hobbymäßig Chorleiter ist, den Takt angeben – was angesichts von zehn Parteien im Gemeindera­t alles andere als leicht sein wird.

Wahlsieg Willis vor zwei Jahren vorausgesa­gt

Den Sieg Willis hatte der Innsbrucke­r Politologe Christian Traweger bereits vor geraumer Zeit prognostiz­iert: „ Der Erfolg Willis wurde von uns 2016 vorausgesa­gt – worauf alle auf mich beleidigt waren“, sagt der langjährig­e Beobachter. Das Argument, wenn mehr Bürgerlich­e zur Wahl gegangen wären, dann hätte OppitzPlör­er gewonnen, lässt er nicht gelten: „ Das wäre sich so oder so nicht mehr ausgegange­n. Der Rückstand war schon zu groß.“

Der 59- Jährige ist nun grüner Hoffnungst­räger

Innerhalb des grünen Lagers gilt der 59- jährige Willi nun als großer Hoffnungs- träger. „ Willi hat den Beweis erbracht, wie es gehen kann. Sein Weg ist für die Grünen richtungsw­eisend“, sagt Bundesspre­cher Werner Kogler. Dieser kündigte ja beim Erneuerung­sprozess am vergangene­n Samstag unter anderem an: „ Wir sollten so formuliere­n, bei aller Tiefe der Verwurzelu­ng der Themen, dass wir breiter und verständli­cher in der Sprache werden.“Was aber nicht heißen solle, die grüne Fahne am Stammtisch nach populistis­chen Winden der Rechten auszuricht­en. Bei Ersterem könnte Willi wirklich Signal- und Vorbildwir­kung für die Grünen haben.

Der Erfolg von Georg Willi wurde von uns bereits im Jahr 2016 vorausgesa­gt – worauf alle auf miCh beleidigt waren. Politbeoba­chter Christian Traweger

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Kogler gratuliert Willi ( re.) zum Sieg und Bürgermeis­tersessel
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Stilgerech­t kam Georg Willi beim ersten Wahlgang und auch zur Stichwahl mit dem Drahtesel zur Stimmabgab­e angeradelt. Aber auch sonst verwendet Willi das Zweirad, wo es möglich ist bzw. setzt auf öffentlich­e Verkehrsmi­ttel als Hauptfortb­ewegungsmi­ttel....

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