Schlangenbeschwörer

Alsdann,

de Gschicht war a so“, berichtete Herr Z. dem Bezirksrichter. „ I war neilich in an Ausflugsrestaurant, ohne Mantel, weils scho warm war, und wia i zahl, siech i, es kummt a Wind auf, und es fangt mi zum Beidln an.

, Jetzt schau i liab aus!‘, hab i zum Kellner gsagt. , Bis i hamkumm, ohne Überziager, bin i anständig verkühlt!‘

, Wartn S‘, hat der Kellner zu mir gsagt, er kennt mi, weil i oft durt bin. , I hab an Mantl in der Kuchl, den hat vur a paar Tag a Inder bei uns vergessn. I leich Ihnern bis murgn.‘

Na, i hab ma den Mantl anzogn, er war ma a bisserl zu weit, aber sunst ganz kommod, steig in de Straßenbahn ein und steh auf der Plattfurm, steht nebn mir a junger Bursch und pfeift ziemlich laut a Liadl. Grad, wia i eahm sagn wüll, er soll aufpassn, dass eahm des Pfeiferl net obefallt, kriagt a Frau, de was aa nebn mir gstandn is, an starren Blick und fallt um. Und in dem Moment hab i gsehn, dass vurn bei mein Mantl a Schlangen außeschaut und zu der Pfeiferei von dem Buam tanzende Bewegungen macht. I hab de Beherrschung behalten, und während se zwa Herrn um de Frau kümmert habn, hab i leise zu dem Buam gsagt: , Pfeif weiter, herst! Net aufhörn! Sunst beißts mi in de Gurgl!‘

Des Bürscherl hat sofort begriffen und hat mit gespitzten Lippen eine orientalische Melodie angestimmt, i muass sagen, er hat pfiffen wia a Schlangenbeschwörer. Dann is ma der ane Herr, a mutiger Mensch, mit der Hand lang- sam untern Mantl von Bauch auffe bis zur Brust gfahrn und hat de Schlangen schnell beim Hals packt.

Es hat se dann herausgstellt, dass es nur a harmlose Ringelnatter war, de was se in dem Wirtshaus im Grünen in dem Mantl a warms Platzerl gsuacht hat, i habs scho wieder zruckgführt, mitsamt dem indischen Überröckl. Aber was mich de Frau nach beendeter Ohnmacht gehasst hat, das kann ich nicht ungestraft hinnehmen! Diese schlimmen Ausdrücke, was i auf dera Plattfurm zu hören bekommen hab, de stengan in kan Wörterbüachl.“

Die Dame, die zur Verhandlung nicht erschienen war, wurde wegen berechtigter Erregung in Abwesenheit freigesprochen.