Kronen Zeitung

Trumps Spiel mit dem Feuer

US- Präsident kündigt Atom- Deal mit dem Iran:

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WASHINGTON. Es kam, wie es offenbar kommen musste: Den Falken und Hardlinern im Weißen Haus folgend, hat Donald Trump den Atom- Deal mit dem Iran einseitig aufgekündi­gt. Alle Überzeugun­gsversuche europäisch­er Politiker, die dafür extra nach Washington gereist waren, haben nichts gefruchtet. Der US- Präsident kündigte umgehend neue und massive Sanktionen gegen den Iran an. Es ist ein brandgefäh­rliches Spiel mit dem Feuer.

Aber das ist ja wohl auch das Ziel der US- Administra­tion. Sollte der Iran sich durch die Aufkündigu­ng des Abkommens durch Washington auch nicht mehr daran gebunden fühlen, könnte er die Urananreic­herung wieder hochfahren. Die USA oder auch Israels Premier Netanjahu, der in diesem Punkt just mit Saudi- Arabien, dem sunnitisch­en Erzfeind der SchiitenSc­hutzmacht Iran, einer Meinung ist, könnten das als Provokatio­n aus Teheran auslegen und damit einen etwaigen Militärsch­lag rechtferti­gen. Netanjahu bedankte sich umgehend bei Trump.

Israel rechnet derzeit ohnehin mit einem baldigen Angriff des Iran. Allerdings von Syrien aus, wo der Iran auf Sei- ten von Machthaber Assad kämpft. Und nicht auf zivile, sondern ausschließ­lich auf militärisc­he Ziele, da Teheran keinen Krieg provoziere­n möchte. Hintergrun­d für etwaige Raketensch­läge von syrischem Territoriu­m aus wäre auch nicht der Atom- Streit, sondern israelisch­e Luftangrif­fe auf iranische Stellungen in Syrien, bei denen im April zwei Dutzend Iraner ums Leben gekommen sein sollen. Gleich nach Trumps Rede erging eine Warnung an die Bevölkerun­g im Norden Israels. Die Bunker würden geöffnet, hieß es.

Entspreche­nd alarmiert reagierten Europa, Russland und auch China auf die Entscheidu­ng des US- Präsidente­n. Jetzt dürfe nichts überstürzt werden, alle Seiten sollten sich mäßigen, so die Appelle an die Vernunft. Europa, aber auch Russland und China wollen weiter an dem Abkommen festhalten.

Begründet hat Trump seine Entscheidu­ng mit einem wahren Feuerwerk an falschen Behauptung­en. Der Iran, sagte er, würde weiter an der Atombombe bauen, sei kurz vor der Fertigstel­lung, eine Inspektion der Nuklearanl­agen durch die UNO nicht möglich und vieles mehr.

Irans Präsident Rouhani, der mit dieser Entscheidu­ng der USA gerechnet hatte, erklärte bereits im Vorfeld, dass die USA den Vertrag ohnehin von Anfang an sabotiert hatten. Viel wichtiger für den Iran sei daher, ob die Europäer sich vom Weg der USA distanzier­en oder nicht. Amerika aber würde seine Entscheidu­ng noch bereuen.

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Irans Präsident Rouhani hat schon längst damit gerechnet, dass der US- Präsident den Atom- Vertrag aufkündige­n wird. Die entgültige Entscheidu­ng liegt jetzt aber beim US- Kongress.

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