Kronen Zeitung

Mercosur: Qualität statt Billigimpo­rte

Heimische Qualität statt billige Importe: Die Entscheidu­ng im Supermarkt macht sich beim Zahlen an der Kasse bemerkbar. Doch es lohnt sich, auf regionale Lebensmitt­el zu setzen.

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Ein Sommer in der Natur steht den 40 Rindern von Karl Vorraber bevor: Viele ziehen auf die Alm, einige bleiben auf der Weide beim Hof. „ Das ist artgerecht und hilft auch, unsere Landschaft zu erhalten“, betont der Nebenerwer­bslandwirt aus dem steirische­n Passail.

Vorraber ist einer von etwa 400 heimischen „ Almo“Bauern. Ihr Anspruch: hochwertig­es Almochsenf­leisch. Im Laufstall gibt es kein Anbinden, die Tierschütz­er von Vier Pfoten kontrollie­ren, am nahegelege­nen Schlachtho­f ist „ Almo“selbst beteiligt. Doch all das hat seinen Preis. „ Da können wir mit importiert­em Fleisch nicht mithalten, dafür ist unsere Landwirtsc­haft viel zu kleinstruk­turiert“, sagt Vorraber.

Mehr und schneller: Turbomast im Freien

Einmal quer über den Globus ist die Situation eine völlig andere, wie ein Branchenin­sider schildert. Die Flächen und Betriebe sind groß, die Produktion­skosten niedrig. Während in Argentinie­n immerhin oft auf Weidehaltu­ng gesetzt wird, gibt es in Brasilien, insbesonde­re im Bundesstaa­t Mato Grosso, bei der Fleischpro­duktion nur eine Richtung: immer mehr, immer schneller!

Hunderte Rinder werden in Boxen unter freiem Himmel („ Feedlot“) intensiv gemästet, auch dank Wachstumsh­ormonen legen die Tiere in kurzer Zeit viel Gewicht zu. Nach 14 bis 20 Monaten folgt die Schlachtun­g. Zum Vergleich: Die Rinder von Vorraber leben im Durchschni­tt 26 Monate. Zudem wird in Brasilien immer mehr Urwald gerodet, um Platz für den Anbau des Futters zu schaffen.

„ Bei uns gibt es keine Legehennen im Käfig“

Viele Argumente also, um zum heimischen Rindfleisc­h zu greifen. Die gibt es auch bei anderen Produkten, wie Hannes Royer von der Plattform „ Land schafft Leben“erklärt: „ Österreich hat z. B. die Haltung von Legehennen in Käfigen abgeschaff­t, während weltweit geschätzt 95 Prozent der Hennen in Käfigen leben. Heimische Masthühner und - puten haben mehr Platz als in anderen Ländern. Und für die Bewässerun­g von Gemüse gibt es bei uns ausreichen­d einwandfre­ies Wasser.“

Theoretisc­h könnte Österreich sich zwar mit BilligLebe­nsmitteln vom Weltmarkt ernähren, hätte dann aber keinen Einfluss auf ihre Erzeugung. Das wollen auch die Konsumente­n nicht: Die Wertschätz­ung für regionale Lebensmitt­el steigt. Doch manchmal ist laut Royer bei den Preisen eine Schmerzgre­nze erreicht: „ Daher ist es wichtig, dass es in Österreich auch Bauern gibt, die für jene Menschen Lebensmitt­el erzeugen, die sehr auf den Preis achten müssen.“

geht es nur um den preis, haben unsere bauern das nachsehen. zählt die qualität, können sie hingegen punkten. Hannes Royer („ Land schafft Leben“)

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