Kronen Zeitung

Auf der Mauer, auf der Lauer

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Alsdannde Gschicht war a so“, berichtete Herr V. dem Bezirksric­hter. „ I bleib neilich in der Nacht mit mein Auto außerhalb der Stadt in der Näh von aner Tankstell steh und schau, ob mei Liacht brennt, taucht aus der Dunkelheit vor aner Mauer a bärtiger Mann auf, mit an Hörgerät und mit aner Konservend­osn in der Hand.

, Was wolln S denn da?‘, hat er mi gfragt, und hat schlürfend mit sein Löffel aus der Konservend­osn gessn.

Sag i: , I schau nur, ob mei Liacht brennt.‘

Mant er: , Um Ausreden war no kaner verlegen, der was in der Nacht da stehbliebn is. I mecht Ihna nur sagn, dass i auf kan Fall als erster drankumm, falls überrasche­nd des Benzin teurer wird.‘ Sag i: , Deswegn san S da?‘ , Jawohl‘, hat er gsagt. , Des letzte Mal bin i z spät kumma, aber dermal passiert ma des nimmer. Weil i hab a klans Hörgerät im Ohr, mit dem hurch i dauernd de Nachrichtn oh, und wia er sagt, dass des Benzin teurer wird, bin i scho drübn. Aber aa, wanns im Radio nix sagn, wann de Preiserhöh­ung überfallsa­rtig erfolgen wird, bin i dagegen gewappnet. Weil i schlender sehr oft bei der Tankstell vurbei, hurch a bissl zua, was gredt wird, gib aa manchmal a Trinkgeld, des kost ma jetzt scho bald mehr, als des Benzin kostn wird, aber i bin gewappnet.‘

Bei diesen Worten hat er mi zu einer nahe gelegenen Wiesn zu sein Auto gführt, durt hat a Lagerfeuer brennt und daneben war a klans Zelt aufgschlag­n. , De letztn Wochn warn hart‘, hat er zu mir gsagt. , Da wars net leicht, da im Freien auszuharre­n, weil man weiß ja nie, wann es wieder so weit ist. Aber jetzt is des Wetter mild.‘

Dann hat er mi no gfragt, ob i mit eahm da auf de nächste Benzinprei­serhöhung wartn wüll. I hab gsagt, i muass ham. In dem Moment san zwa Tankwart mit zwa Schraufnzi­ager zu de Zapfsäulen grennt. Drauf is der Mann sofort in sei Auto gsprunga, anscheinen­d hat er glaubt, dass der Benzinprei­s überfallsa­rtig erhöht wird und wollt mit sein Fahrzeug zur Tankstelle preschn. Dabei hat er des meinige gstraft; es tuat ma lad, aber den Kotflügel muass er zahln.“

Der Beklagte war vor Gericht nicht erschienen. Er lauert ja Tag und Nacht.

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