Weißer Riese nur noch Zwerg
Glaziologen sind alarmiert Salzburger Gletscher schrumpfte um 850 Meter
„ Die Schmelze unserer Eisriesen hält unvermindert an“, warnt Professor Friedrich Macher, Präsident der größten Alpenvereinssektion namens „ Austria“mit 85.000 Mitgliedern. Extremes Beispiel: das Ödenwinkelkees in Salzburg. Dort ist die Zunge in 89 Jahren um 850 Meter geschrumpft. Und sie wird noch kleiner . . .
Einst war das Ödenwinkelkees am Fuße des 3434 Meter hohen Eiskögels im Stubachtal ein mächtiger weißer Riese. „ Zwar war das auf den uns vorliegenden Schwarz- Weiß- Fotos nicht so sichtbar, weil der Glet- scher stark von Schutt bedeckt war. Doch 1929 erscheint das Kees noch als schön gewölbte Gletscherzunge. Jetzt ist alles massiv kleiner“, legt der Glaziologe Heinz Slupetzky die Finger in die Schmelzwunde. Nach jüngsten Messungen ist sein Schützling zum grau- braunen Zwerg geschrumpft.
„ Diese Entwicklung beobachten wir leider fast überall in den Alpen. Ich musste selbst miterleben, wie viele klassische Eisrouten, die noch 1980 Erich Vanis in seinem klassischen Führer , Im steilen Eis‘ beschrieben hat, gänzlich ausgeapert sind“, so der Extrembergsteiger Fritz Macher.
Den Grund dafür nennt Georg Kaser von der Universität Innsbruck in einer jüngst veröffentlichten globalen Öko- Studie: „ Die Eismassen reagieren – nicht nur bei uns – sehr langsam auf das sich ebenfalls nur träge verändernde Klima. Was derzeit so schmilzt, ist das Resultat von Emissionen aus den vergangenen Jahrzehnten.“Trauriges Resümee: Selbst bei einem sofortigen Abgasstopp würden 36 Prozent aller Gletscher weltweit in den nächsten 200 bis 500 Jahren unwiederbringlich verschwinden . . .