Kronen Zeitung

Mit der Inszenieru­ng baden gegangen

Staatsoper: Saint- Saëns’ „ Samson et Dalila“, Elīna G aranča, Roberto Alagna

- Karlheinz Roschitz

28 Jahre nach der letzten Premiere von „ Samson et Dalila“– Inszenieru­ng: Götz Friedrich – kehrt Camille Saint- Saëns’ Oper auf die Bühne der Staatsoper zurück. Drei bejubelte Stars, Elīna Garanča, Roberto Alagna und Carlos Álvarez stehen im Mittelpunk­t. Doch die Inszenieru­ng: Pleite pur!

Mit einem ausgiebige­n Buhkonzert empfing das Publikum die Regisseuri­n Alexandra Liedtke und ihr Ausstatter­duo Raimund Orfeo Voigt und Su Bühler. Was sie auf die Staatsoper­nbühne gehievt haben – eine schräge Platte, die gedreht wird, und ein bisschen Nebel – mag vielleicht für den Repertoire­betrieb „ praktikabe­l“sein; dieser karg unschlüssi­ge, gesichtslo­se Bühnenraum ist aber – wie die Regie – trostlos öde und fantasielo­s. Liedtke selbst sprach bei „ Samson“vom Gesamtkuns­twerk aus Musik, Grande- Opéra- Szenerie und optischer Verführung. Das bleibt sie schuldig.

Eine Ausnahme in dieser Fadesse ist nur der zweite Akt, in dem Samson und Dalila sich in einem Badezimmer mit Wasser aus einer Ba- dewanne bespritzen, bevor sie sich doch auf den folgenreic­hen Liebesakt einlassen. Und Dalila ihre berühmte Arie „ Mon coeur s’ouvre à ta voix“singen darf, die von der szenischen Ratlosigke­it ablenkt. Doch da wirkt die Szene eigentlich lächerlich, geht baden, obwohl die beiden Protagonis­ten wenigstens nicht auch noch in die Badewanne steigen . . .

Auch Saint- Saëns’ orientalis­ches Grande- Opéra- Finale, den Tempel des Dagon, den Samson zum Einsturz bringt, erspart Liedtke sich. Ein kleiner Feuertrick mit einem brennenden Mann als Alter ego für den für seine Aufgabe, die Israeliten zu retten, „ brennenden“Helden! Doch dieser ZirkusFeue­rzauber ersetzt den grandiosen Original- Schluss nicht. Das Bacchanal der Philister ist armselig.

Immerhin entrückt Marco Armiliato mit dem wunderbar disponiert­en Staatsoper­norchester und dem hervorrage­nden Staatsoper­nchor das Publikum gleichsam in eine andere Welt: Die delikate Klangwelt Saint- Sa- ëns’ blüht in ihrer Farbigkeit auf.

Das Sängerense­mble führt er souverän und mit Feingefühl. Elīna Garanča singt die Dalila in perfekter Schönheit. Ihr Mezzo leuchtet kühl, ihre Verführung­skünste atmen perfektes Kalkül der Rächerin. In Roberto Alagna hat sie einen leidenscha­ftlichen, in seinen ausdruckst­ark gesungenen Szenen und Arien einen sinnlichen Partner: Samson zwischen Pflicht und Neigung, Liebe und göttlichem Auftrag, die versklavte­n Hebräer zu befreien. Carlos Álvarez ist der noble Oberpriest­er des Dagon mit edlem Bariton. Verlässlic­h: Sorin Coliban ( Abimélech) und Dan Paul Dumitrescu ( Alter Hebräer).

 ??  ?? Statt des einstürzen­den Dagon- Tempels Zirkus- Feuer: „ Samson et Dalila“.
Statt des einstürzen­den Dagon- Tempels Zirkus- Feuer: „ Samson et Dalila“.
 ??  ?? Diese Liebe zu Dalila ist ein Gift: „ Samson“Roberto Alagna
Diese Liebe zu Dalila ist ein Gift: „ Samson“Roberto Alagna
 ??  ?? Machtgier und Rache: „ Dalila“Garanĉa
Machtgier und Rache: „ Dalila“Garanĉa

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