Kronen Zeitung

Abschied von einem Großen

- franziska. trost@ kronenzeit­ung. at

Die Schwedisch­e Akademie hat mit einigen Mängeln zu kämpfen. Einer davon ist, dass sie den Schriftste­ller Philip Roth nie mit dem Literaturn­obelpreis ausgezeich­net hat. Nun ist es zu spät.

Alle anderen großen Auszeichnu­ngen wurden ihm zuteil. Und für die meisten war er ohnehin ein Riese unter den Großen, Nobelpreis hin oder her. Der „ Guardian“schrieb schon 2009: „ Roth ist der größte Schriftste­ller unserer Zeit“– und verwies damit bedeutende US- Literaten wie John Updike oder Cormac McCarthy auf die Plätze.

Philip Roth schien vom Schreiben wie besessen zu sein – rund 30 Romane brachte er zu Papier, viele davon Bestseller. Dabei ging er mit sich selbst ebenso hart ins Gericht wie mit der Gesellscha­ft. Mit scharfem Witz, Sarkasmus, Melancholi­e und Leidenscha­ft wurde er zu einer Stimme Amerikas – und zu einer Stimme, die Amerika ( und der Welt) guttat.

Er hatte sogar die Größe, zu erkennen, wann es Zeit war aufzuhören – und das, obwohl sein Ruhm noch längst nicht verblasste. 2012 kündigte er seinen Ruhestand an und notierte sich selbst zur Erinnerung auf einem Zettel: „ Der Kampf mit dem Schreiben ist vorbei.“

Roth hat sich seinen ewigen Platz in der Literaturg­eschichte erschriebe­n – wer braucht da schon den Segen der Schwedisch­en Akademie? Aber irgendwie ist es doch ganz treffend, dass der Literaturn­obelpreis in dem Jahr, in dem Philip Roth nun starb, gar nicht vergeben wird . . .

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