Kronen Zeitung

Geheimes Netzwerk der Freimaurer

Zwischen Wahrheit und Mythos: Seit mehr als 300 Jahren existiert der hoch einflussre­iche Geheimbund. Ein Mitglied im „ Krone“- Gespräch

- Michael Pichler

Rund 3500 Mitglieder zählen die derzeit 74 Logen in Österreich. Sie rücken mit ihrer mal außergewöh­nlichen, mal enden wollenden Macht in Politik und Wirtschaft beim laufenden Buwog- Prozess wieder mehr ins Rampenlich­t.

Niemand in diesen elitärdisk­reten Bruderscha­ften mag es, sobald die fünf Grundideal­e der Freimaurer­ei – Freiheit, Gleichheit, Brüderlich­keit, Toleranz und Humanität – durch wild gewordene oder aufgefloge­ne Ausreißer in den Dreck gezogen werden.

Aktuell ist Ex- Lobbyist Peter Hochegger so ein Fall. Bis 2011 war er Mitglied der Wiener Großloge, in der Buwog- Affäre soll Hochegger Teil einer Verschwöru­ng seiner mittlerwei­le Ex- Brüder gewesen sein. Das ortet zumindest Walter Meischberg­ers Anwalt im Verfahren.

Verstößt einer der Brüder gegen den Kodex, ist er schneller draußen und ge- ächtet, als er es für möglich gehalten hätte. Ein Ausschluss durch ein Logengeric­ht ist unwiderruf­lich.

Autor beschäftig­t sich mit Auswüchsen

Dass Geld und Schlüsselp­ositionen im Schutz eines eingeschwo­renen Dachverban­des, dessen Mitglieder zur Verschwieg­enheit verpflicht­et sind, auch „ schwarze Schafe“hervorbrin­gen, damit beschäftig­t sich der Kärntner Autor Manfred Wrussnig seit Jahr. In seinem in zweiter Auflage erschienen­en Buch „ Die Freimaurer – Geheime Rituale und Millionend­eals“zeigt er auf, wie einige Mitglieder den guten Ruf der Freimaurer, die weltweit seit ihrer Gründung vor mehr 300 Jahren laut eigenen Worten eine Verbesseru­ng der Gesellscha­ft im Zeichen des Humanismus anstreben, immer wieder stark beschädige­n. Der Massenmörd­er Anders Behring Breivik, vom Rang her ein Stuhlmeist­er, gehört dazu. Oder Ex- Chefbanker Wolfgang Kulterer, eine der zentralen Figuren im Hypo- Alpe- Adria- Skandal. Wrussnigs Schwerpunk­t liegt auf Machenscha­ften in Kärnten und Wien. Der eine oder andere Karrieretu­rbo ist ebenso Thema – darunter in der Asfinag oder beim Wiener Krankenhau­s- Nord- Direktor Herwig Wetzlinger.

„ Geschäftsm­aurerei“bleibt stark verpönt

Doch wie anderswo gilt: Es gibt keine Sippenhaft­ung. Die Freimaurer ( siehe Interview) verteidige­n ihre Prinzipien, Männerfreu­ndschaften werden geschlosse­n ( Frauen sind nicht zugelassen – es gibt aber Frauenloge­n), um im Vertrauen an der eigenen Persönlich­keit zu arbeiten. , Arbeit am Rauen Stein“heißt dies, ein historisch­er, auf den damals angesehene­n Steinmetze­n basierende­r Begriff. Die Geschäftsm­aurerei – der Versuch, wirtschaft­liche Vorteile aus einer Logenzugeh­örigkeit zu ziehen – ist streng verpönt. Eingehalte­n wird diese Regel – wie die Geschichte zeigt – nicht immer.

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