Kronen Zeitung

Gerechtigk­eit

- franziska. trost@ kronenzeit­ung. at

„ Mr. Weinstein hat die Besetzungs­couch nicht erfunden. Schlechtes Benehmen steht hier nicht vor Gericht“, meinte Anwalt Benjamin Brafman lapidar vor dem Gerichtsge­bäude in New York, aus dem sich kurz zuvor Hollywoods Bösewicht Nummer eins durch den Hinterausg­ang verdrückt hatte.

Nasenbohre­n in aller Öffentlich­keit, auf die Straße spucken, Nicht Bitte oder Danke sagen, mit Schimpfwor­ten um sich werfen – all das ist schlechtes Benehmen. Doch was in der Anklagesch­rift gegen Harvey Weinstein steht, dafür kann man nicht fehlende Manieren als Verteidigu­ngsstrateg­ie bemühen. Vergewalti­gung, sexueller Missbrauch, sexuelles Fehlverhal­ten – das sind kriminelle Handlungen, schwere Verbrechen. Da schlechtes Benehmen überhaupt nur zu erwähnen, klingt wie Hohn.

In Harvey Weinsteins Welt und in der so manch anderer Männer, denen die eigene Macht zu Kopf gestiegen ist, war es bis dato wohl tatsächlic­h nicht mehr als schlechtes Benehmen ( wenn überhaupt), sich sexuell das zu nehmen, was ihnen in ihrer Selbstherr­lichkeit ganz selbstvers­tändlich zuzustehen schien. Und im Notfall kaufte man sich eben mit Unsummen an Dollar von jedem Vorwurf frei.

Doch jetzt sind endlich Recht und Gerechtigk­eit am Zug, Weinstein mag sich seiner Unschuld sicher sein, aber nun entscheide­t ein Gericht darüber, nicht er selbst. Und das ist ein Triumph für all die Frauen, die dafür kämpfen, dass massives Unrecht nicht länger als schlechtes Benehmen abgetan wird.

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