Kronen Zeitung

Mädchenmör­der jetzt in Psycho- Klinik

Obwohl Robert K. längst ein Geständnis abgelegt hat, sind die Hintergrün­de für sein grauenhaft­es Verbrechen an der kleinen Hadishat bis dato völlig ungeklärt. Mehrere Psychiater sollen nun die Seele des 16- Jährigen durchleuch­ten. In der „ Krone“spricht j

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Es scheint, als würde er das Ausmaß des Geschehene­n nicht wirklich begreifen.

Robert K., jener Gymnasiast, der am 11. Mai in der Wohnung seiner Eltern in Wien- Döbling ein Nachbarsmä­dchen, die siebenjähr­ige Hadishat, umgebracht hat, verhält sich hinter Gittern beinahe so, als wäre er gar kein Gefangener, sondern als befände er sich mit seiner Schulklass­e auf einer Gefängnis- Exkursion.

Das wahre Tatmotiv scheint noch unklar

In den knapp zwei Wochen, in denen er in der Justizanst­alt Josefstadt inhaftiert war, gab er durchgehen­d den höflichen, wohlerzoge­nen Buben, der fast schon zu oft Bitte und Danke sagte und den Wachebeamt­en ständig im netten Plauderton von seinen zwei Katzen, seinen Lieblingsf­ächern und schönen Gegenden in Wien erzählte.

Aber über sein grauenhaft­es Verbrechen sprach er mit ihnen kein Wort.

Das Innenleben des 16Jährigen – schwer durchschau­bar.

Niemand weiß, was er tatsächlic­h denkt, wie tief seine seelischen Abgründe sind, ob er für andere Insassen eine Gefahr darstellt – oder Selbstmord­gedanken hat.

Deshalb wurde der Bursch am vergangene­n Donnerstag in die forensisch­e Abteilung der Linzer Kepler- Klinik überstellt. In dieser Sonderanst­alt für psychisch kranke Straftäter steht er nun rund um die Uhr unter fachärztli­cher Beobachtun­g, außerdem hat Gerichtsps­ychiater Peter Hofmann bereits damit begonnen, ihn zu untersuche­n.

Er zeigte seinem Opfer Zeichentri­ckfilme

Die Gründe für sein entsetzlic­hes Handeln gelten nämlich – trotz seines Geständnis­ses – bis dato als völlig ungeklärt.

Er habe eine „ große Wut“in sich verspürt, an dem Tag, an dem er Hadishat tötete – hat Robert K. der Kripo zu Protokoll gegeben; und dass sie ein „ Zufallsopf­er“gewesen sei: „ Sie war eben verfügbar.“

Die Kleine sei um etwa 14 Uhr zu ihm nach Hause gekommen: „ Wir sahen uns zusammen ein paar Zeichentri­ckvideos auf meinem PC an, und ich gab ihr Stracciate­lla- Eis zum Schlecken.“

Und in der Folge habe er sie ins Badezimmer gelockt, mit dem Vorsatz, sie „ an einer leicht zu reinigende­n Stelle“umzubringe­n: „ In der Duschtasse schnitt ich ihr mit einem Küchenmess­er die Kehle durch.“

„ Keiner von uns traute ihm etwas Böses zu“

Das Putzen des Tatorts, die Entsorgung der Leiche in einem Müllcontai­ner „ dauerte“, so der 16- Jährige weiters im Verhör, „ ungefähr zwei Stunden. Und dann machte ich einen Spaziergan­g, zu meinem Gymnasium und zurück. Um meinen Kopf freizubeko­mmen.“

Später, als Hadishat als vermisst galt und auch noch nachdem sie gefunden wor- den war, erzählte er ihrer und seiner Familie, den Nachbarn und sogar der Polizei von dem Besuch des Mädchens bei ihm: „ Kurz nach 15 Uhr lief sie wieder nach draußen, sie wollte auf dem Spielplatz schaukeln.“

Niemand bezweifelt­e seine Angaben.

„ Weil ihm“, wie Robert K. s bester Freund im „ Krone“- Interview sagt, „ keiner von uns etwas Böses zugetraut hätte.“

Die zwei Burschen: gleich alt. Beide wuchsen im Dittes- Hof auf: „ Von klein an verbrachte­n wir viel Zeit miteinande­r.“

„ Er redete nie über eigene Probleme“

Wie war Robert? „ Völlig normal. Besonnen, freundlich – und extrem fürsorglic­h. Er kümmerte sich rührend um seinen jüngeren Bruder und die Kinder in unserer Anlage, er gab ihnen Ratschläge, wenn sie Probleme hatten.“

Sprach er jemals über eigene Schwierigk­eiten? „ Nie. Er erzählte bloß manchmal, dass ihm das Lernen auf die Nerven gehe und er sich in seiner Schule nicht mehr wohlfühle, seitdem er sitzengebl­ieben war.“

Und sonst? „ Gingen wir in der Gegend herum, kauften uns Kebab oder Hamburger, setzten uns während des Essens auf eine Bank und redeten über nichts Besonderes. Über TurnschuhM­arken, Musik oder darüber, ob Cola oder Fanta besser schmeckt.“

Hatte Robert jemals eine Freundin, ist er irgendwann in irgendwen verliebt gewe-

Meist sind aufgestaut­e Aggression­en die Auslöser solcher Verbrechen. In der Regel galten die Täter davor als introverti­ert – und scheinbar unauffälli­g.

Gerichtsps­ychiater Reinhard Haller

sen? „ Er interessie­rte sich nicht für Mädchen und Partys. Dazu war er noch nicht reif genug.“

Wie oft kam es zwischen den Freunden zu Treffen? „ Zeitweise sahen wir uns zweimal pro Woche, zwischendu­rch gab es aber immer wieder Phasen, in denen er einfach nur alleine daheim sein wollte.“

„ Manchmal wirkte er in sich versunken“

Um was zu tun? „ Er mochte Computer- Spiele – Tetris, Tarot, Schach. Und er schaute sich gern im Internet Comic- Filme und Science- Fiction- Serien an.“

Schon, mitunter habe „ Robert ziemlich in sich versunken, also verschloss­en“, gewirkt – „ wie damals als ich ihm zum letzten Mal gesehen habe“. Es war wenige Tage vor dem Drama: „ Wir begegneten uns zufällig im Hof. Ich fragte ihn, ob er zu mir kommen mag, auf ein Getränk und zum Tratschen.“

Seine Antwort? „ Er meinte, er brauche gerade Ruhe. Weil er über einige Dinge nachdenken müsse …“

Mein Klient wirkt nach aucen hin ruhig. Wie es in seinem Innersten aussieht, ob er an einer psychische­n Erkrankung leidet, ob diese möglicherw­eise der Auslöser für seine Tat t gewesen ist, t, werden nun n Experten klären.

Anwältin Liane Hirschbric­h

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Foto: Markus Wenzel
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Robert K. oalt in seinem Umfeld als „ besonders brav und out erzooen“.
Psychiater Peter Hofmann wurde von der Justiz damit beauftraot, die...
Foto: Reinhard Holl Kerzen, Spielzeuo, Blumen – zum Gedenken an Hadishat. Im Hof des Wohnblocks, in dem das Mfdchen oetötet wurde. Robert K. oalt in seinem Umfeld als „ besonders brav und out erzooen“. Psychiater Peter Hofmann wurde von der Justiz damit beauftraot, die...
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Der 16- Jfhrioe ist mittlerwei­le in der forensisch­en Abteiluno der Linzer Kepler- Klinik – bei Gerichtsps­ychiaterin Heidi Kastner – unteroebra­cht.
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