Der Tod auf Kredit
Die alte Dame bezwingt die Burg
Die aufregende Opernfassung, die Gottfried von Einem mit dem Dramatiker Friedrich Dürrenmatt gefertigt hat, bewies kürzlich im Theater an der Wien ihre Haltbarkeit. Das Einweg- Musical im Ronacher ist schon vergessen. Nun behauptet sich „ Der Besuch der alten Dame“, das Original, im Vollbesitz seiner Kräfte auf der Bühne des Burgtheaters.
Dürrenmatts romantisch- nihilistisches Parabelspiel ist in den sechs Jahrzehnten seit seiner Uraufführung auf rätselhafte Weise immer gegenwärtiger geworden. Dabei wurzelt die Geschichte doch in der engen Sexualmoral der Nachkriegszeit. Aber, und das verbindet Dürrenmatt mit Nestroy, sie ist keiner Ideologie verpflichtet und belehrt auch niemanden. Sie empfiehlt nur, von einem tödlichen Fehler Abstand zu nehmen: nämlich den Menschen zu trauen. Deren Feigheit, Charakterlosigkeit und Käuflichkeit ist Gegenstand der Geschichte von der Milliardärin, die in das verelendete Kaff ihrer Kindheit zurückkehrt, um sich für eine märchenhafte Summe Rache zu
kaufen: Der KleinstadtBeau von damals soll sterben, weil er sie geschwängert und dem Elend ausgesetzt hat. Im Burgtheater sieht man eine solide, gut gearbeitete Inszenierung von Frank Hoffmann – kompakte zwei Stunden vom Charme avancierten Sommertheaters. Die Bühne ist abgeräumt und das Ensemble reduziert. Im Zentrum der Ereignisse begeistert Maria Happel: eine große Liebende, die eine große, vergiftete Liebesgeschichte ans Ende bringt. Äußerst eindrucksvoll ihr Partner Burghart Klaußner, mitunter etwas angestrengt um Humor bemüht das Ensemble ringsum. Hier hinterlässt Roland Kochs Bürgermeister den besten Eindruck.