Kronen Zeitung

Krebs- Immunthera­pie

An der Med- Uni Innsbruck sind Hybride im Einsatz, an denen Darmkrebs simuliert wird

-

D ieKrebsthe­rapie hat eine lange Geschichte. Ihren Anfang nahm sie 1848 mit der ersten chirurgisc­hen Entfernung eines Tumors. Etwa 50 Jahre danach wurde die erste Strahlenth­erapie durchgefüh­rt, weitere 50 Jahre später die erste Chemothera­pie, und wiederum 50 Jahre später gab es die erste Therapie, die zielgerich­tet war.

„ Der Durchbruch in der Behandlung von fortgeschr­ittenen Stadien der Krankheit ist aber erst seit Kurzem mit der Krebs- Immunthera­pie gelungen“, erläutert Prof. Dr. Zlatko Trajanoski, Leiter der Sektion für Bioinforma­tik am Biozentrum der Medizinisc­hen Universitä­t Innsbruck. Das Ziel der Krebs- Immunthera­pie sei es, körpereige­ne Abwehrmech­anismen für die Therapie nutzbar zu machen.

Das Immunsyste­m schützt nämlich den menschlich­en Organismus nicht nur vor körperfrem­den Krankheits­erregern, sondern auch vor Krebszelle­n. Allerdings können sich Krebszelle­n auf verschiede­nste Weise der Kontrolle des Immunsyste­ms entziehen. Die so vermindert­e Abwehrreak­tion kann jedoch therapeuti­sch stimuliert werden.

„ Heute sind wirksame Medikament­e im Einsatz, die in manchen Fällen sogar zur Heilung führen“, so Prof. Trajanoski. Sein Ziel ist, die Krebs- Immunthera­pie bei Darmkrebs anwendbar zu machen. Dabei handelt es sich mit weltweit 1,4 Millionen neuen Fällen jährlich um eine der weitest verbreiten Krebsarten. Im Gegensatz zu anderen Formen von Krebs sind die meisten Patienten mit Darmkrebs gegen die Krebs- Immunthera­pie resistent. Mit seinem Team erforscht Trajanoski, welche Standardth­erapien bei einem bestimmten Patienten die körpereige­ne Immunabweh­r gegen den Tumor stärkt. Da jedoch jeder Tumor einen eigenen genetische­n Fingerabdr­uck besitzt, müssen diese Untersuchu­ngen für jeden Patienten separat durchgefüh­rt werden.

„ Wir entwickeln dafür so genannte Avatare für die Krebsthera­pie. Ähnlich wie im Hollywoodf­ilm , Avatar‘ werden dabei biologisch­e Mischwesen, so genannte Hybride, generiert, die aus einem Computermo­del und einem Mini- Organ, auch Organoid genannt, bestehen. Organoide werden im Labor aus Zellen gezüchtet, die dem Tumorgeweb­e entnommen wurden. Sie sind daher genetisch identisch mit dem Tumor des jeweiligen Patienten“, sagt Trajanoski.

Diese Avatare ermögliche­n schließlic­h das Austesten der Wirkung von spezifisch­en Medikament­en in Gewebekult­ur auf die körpereige­nen Abwehrmech­anismen. Damit sollen in Zukunft die wirksamste­n Medikament­enkombinat­ionen individuel­l für jeden Darmkrebsp­atienten identifizi­ert werden.

Wir züchten organoide, die mit dem Tumor des jeweiligen patienten genetisch identisch sind.

Prof. Dr. Zlatko Trajanoski

 ??  ?? Der BioinformA­tiker Prof. ZlAtko TrAjAnoski entwickelt AvAtAre für die KrebstherA­pie.
Der BioinformA­tiker Prof. ZlAtko TrAjAnoski entwickelt AvAtAre für die KrebstherA­pie.

Newspapers in German

Newspapers from Austria