Die Nummer 1 lebt!
Zu seinem 70er fuhr der allererste Porsche die originale Abnahmestrecke in Kärnten nach
Zehn Jahre lang war sie im Museum gestanden. Nun wurde sie rechtzeitig wieder „ wachgeküsst“, zu ihrem 70. Geburtstag: Die Nummer 1! Der allererste Porsche, der 356/ 1, erhielt am 8. Juni 1948 die Betriebsgenehmigung, am 27. Mai wurde die letzte Abnahmefahrt absolviert. Sieben Dekaden später wurde diese Sportwagen- Ikone nun wieder auf der Originalstrecke von Gmünd in Kärnten über Heiligenblut zurück nach Gmünd bewegt. Und das „ Motor Journal“fuhr mit . . .
. . . denn hinters Steuer darf man bei der „ 1“nur fürs Foto, das Lenken bleibt Werksfahrern überlassen. Es reicht, dass das Auto vor einigen Jahren einmal vom Gabelstapler fiel.
Es hat eine bewegte Geschichte: 1944 war das Konstruktionsbüro des österreichischen Ingenieurs Ferdinand Porsche von Stuttgart nach Gmünd verlegt worden, um es vor den Bombardements zu schützen. Als Holzfirma getarnt. Nach dem Krieg hielt sich die Firma mit Agrar- Geräten über Wasser, und als Ferdinand Porsche 1948 aus fran- zösischer Gefangenschaft zurückkehrte, hatte Sohn Ferry den 356 fertigentwickelt. Mit Stahl- Gitterrohrrahmen und handgefertigter Alu- Karosserie, einem 1131ccm- Vierzylinder von VW und 35 PS.
Nun rüttelt sich das BoxerMotörchen, das vor der Hinterachse liegt, wach, klettert aber mit Schwung auch den Anstieg nach Heiligenblut am Großglockner hoch. Wo die Abnahmefahrt dereinst in eine Fronleichnamsprozession geriet.
Diesmal ist es eine „ Porsche- Prozession“– denn der 356/ 1 wird an diesem Tag über 250 km von Nachfahren begleitet: vom neuen 911 Targa 4 GTS, Cayman GT4, 930er Turbo Cabrio aus den 80er- Jahren bis hin zu 356erModellen anderer Jahrgänge, die sich überraschend modern fahren.
Während in der „ Nummer 1“die Gänge noch mit viel Gefühl eingelegt werden müssen, denn das Getriebe ist nicht synchronisiert. Und auch die vier Trommelbremsen verlangen trotz nur 585 kg Leergewicht Weitblick.
Den richten wir auch schon auf Porsches 80er, wenn der 356/ 1 wieder aus dem Museum darf. So lange müssen wir uns wohl mit seinen jüngsten Sprösslingen „ trösten“.