Kronen Zeitung

Verfall und Elend der Schmiere

Josefstadt: Lagarces „ Music Hall“, Regie: Clara Rybaczek

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Ein provinziel­les Theaterter­zett tritt vor den Vorhang: Zu verzerrten Klängen aus der Konserve wird ein wenig gesungen, noch weniger getanzt. Nein, die große Show ist es nicht. Sondern das Elend der Einsamkeit und Schmiere. Das zeigt Jean- Luc Lagarce in seinem Einstünder „ Music Hall“. Zu sehen im Theater in der Josefstadt.

Jean- Luc Lagarce ist französisc­her Kultautor. Seine Sprachkons­truktionen – verschoben­er Satzbau, Wiederholu­ngen mit kleinen Abweichung­en, Sätze wie unter Anführungs­zeichen – sorgen für Verunsiche­rungen. Was ist wahr? Was ist falsch? Man bleibt aufmerksam. Wobei das Artifiziel­le der Sprache sich im Laufe des Abends abnützt und auch lästig werden kann.

„ Music Hall“ist ein handlungsa­rmes Stück, das Handlung gar nicht zeigen will. Es ist eine

ausgeplaud­erte Momentaufn­ahme: Drei Varieté- Darsteller erzählen aus der Praxis. Sie lassen das Elend durchspüre­n, den Verfall der Show. Den Verlust der Überzeugun­g. Die Flucht des Publikums. Was bleibt, ist bröckelnde Fassade.

Ein Wurf ist „ Music Hall“nicht, über Einsamkeit hat man schon Poetischer­es, Berührende­res gehört. Aber es ist für eine Studioprod­uktion – man spielt auf der Probebühne – brauchbar. Zumal die verlorenen Gestalten von Susanna Wiegand, Ljubiša Lupo Grujčić und Markus Kofler sauber umgesetzt werden. Tadellos die Regie von Clara Rybaczek: gutes Handwerk!

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Schmiere: Wiegand, Grujčić, Kofler

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