Kronen Zeitung

Wenn Roboter langweilen

Wiener Festwochen:

- Mus-

Die Festwochen performen. In Jisun Kims „ Deep Present“darf ein Roboterhun­derl herzig sein. Gemeinsam mit einem neurotisch­en Computer, einer Internet- Schriftste­llerin und einer Büste, die ZenBuddhis­mus studiert hat. Eine unausgegor­ene Regie, Paranoides über künstliche Intelligen­z.

Outsourcin­g ist das PfuiWort des Abends. Menschlich­e Arbeit wird ausgelager­t. Tausende Chinesen setzen Smartphone­s für die ganze Welt zusammen. Davor hat man AIBO kennengele­rnt, wie er im MuseumsQua­rtier über ein Podesterl krabbelt. AIBO, Produkt eines japanische­n Elektronik- Giganten, hadert mit seinem künstliche­n Lebenssinn, nachdem er weiß, dass er zum Sterben verurteilt ist. Produktion und Service sind eingestell­t. Es gibt sogar AIBOS- Begräbniss­e. Auch der Festwochen- AIBO wird sich am Ende verabschie­den. Man staunt, wie konvention­ell diese Performanc­e über all die Zukunftsän­gste daherkommt. Roboter- und Computersc­hrott- Theater. Erlebt, wie – alle Texte sind viel zu dunkel projiziert – der schriftste­llernde Computer, der sich am Ende selbst abschaltet, ein paar Textproben gibt. Dazwischen leuchtet das rote Lichtauge von HAL auf – inspiriert vom neurotisch­en, Menschen mordenden Computer aus Kubricks „ 2001: Odyssee im Weltraum“.

Hunderl AIBO holt sich Rat bei einer Buddha- Büste. Alles wird ausgesourc­ed. Auch der Krieg. Man sieht Drohnen zu Wagners „ Walkürenri­tt“kämpfen. Am Ende wird dann wohl auch der Mensch, als perfekter Konsument, seine Verantwort­ung abgegeben haben – und ausgesourc­ed.

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